Vereins Chronik
Auf dem Weg zum hundertjährigen Jubiläum
Über das 90jährige Jubiläum findet sich im Protokollbuch folgender Eintrag:
"Vom 17. bis 20. Juni 1988 war dann für alle Mitglieder des Vereins die Stunde der Bewährung. Während des Festverlaufs wurde dem MGV Fidelia von allen anwesenden Persönlichkeiten öffentlich ein hohes Lob für ihre Liedvorträge ausgesprochen. Festpräsident Bürgermeister Klaus-Dieter Heller, Schirmherr Staatssekretär MdL Heinz Heckmann, viele auswärtige Vereinsvertreter und die Festbesucher bestätigten dem Chor ein hohes musikalisches Niveau und bedankten sich beim Festchorleiter Musikdirektor FDB Wolfgang Tropf und der Vereinsleitung für den guten organisatorischen Ablauf. Dies wurde auch in verschiedenen Presseberichten lobend erwähnt".
Der Chor im Jahr 1988
Ein solches Jubiläum gibt auch die Möglichkeit, verdiente Mitglieder zu ehren: Rudolf Groß, Alfred Kullmann und Josef Baldauf erhielten aus der Hand von Staatssekretär Heinz Heckmann die ihnen von Ministerpräsident Lothar Späth verliehene Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg. Weitere 21 Ehrungen für 25 bis 60 Jahre Treue zur Fidelia nahm der Vertreter des Sängerkreises vor. Besonders verdiente aktive Sänger wurden dabei von der Fidelia zu Ehrenmitgliedern ernannt. Eine Ehrung erhielten auch 29 passive Mitglieder des MGV für langjährige Mitgliedschaft.
Kaum war das 90jährige Stiftungsfest mit Bravour und zahlreichen Aktivitäten vorbei, dachten der Dirigent und die Vereinsleitung bereits darüber nach, welche Ziele man für das ganz große Fest im Jahre 1998 anvisieren sollte. Die vielen Anerkennungen aus den Sängerkreisen der Region, vor allem aber das Lob durch eine breite Öffentlichkeit für die gezeigten guten Leistungen, gaben allen Fidelianer den Schwung, sich in Zukunft mit noch mehr Elan der Vereinsarbeit zu widmen. Das 90jährige Jubiläum hatte auch einen weiteren positiven Nebeneffekt zu verzeichnen: Es konnten mehrere neue Sänger aufgenommen werden, die durch die Auftritte der Fidelia Gefallen am Chorgesang fanden.
Jeder Sänger der Fidelia hatte persönlich erfahren, dass diszipliniertes Üben und regelmäßiger Besuch der Proben die Grundlage aller bisherigen Erfolge waren. Um die Leistungsfähigkeit der Fidelia zu erhalten und nach Möglichkeit noch zu steigern, sollte dieses Konzept - ganz im Sinne von Dirigent und Vorstandschaft - in den kommenden Jahren bis 1998 zum Tragen kommen.
Für die aktiven Sänger gibt es das ganze Jahr über Gelegenheiten, sich gesanglich zu betätigen, wie ein „normaler jährlicher Terminplan" mit den verschiedenen Verpflichtungen der Fidelia zeigt. Als Beispiel dafür soll der im Protokollbuch festgehaltene Jahresplan für 1989 gelten:
03. März: | Generalversammlung |
11. März: | (16 Uhr) Rentnertreff auf Peter Brands Weide, am Abend gemeinsamer Auftritt / Gwent Partner |
16. April: | Altennachmittag der Gemeinde |
21. Mai: | 125 jähriges Jubiläum Sängereinheit Leutershausen Volkslieder-Punktwertungssingen |
27. Mai: | 125jähriges Jubiläum MGV Untergrombach Prädikatsingen |
04. Juni: | Spargelfest MGV Frohsinn Neudorf - Frühschoppen |
11. Juni: | 100jähriges Jubiläum MGV Fidelia Leopoldshafen Punktwertungssingen |
18. Juni: | 125jähriges Jubiläum MGV Liederkranz Kirrlach Punktwertungssingen |
23. Juni: | 100jähriges Jubiläum Musikverein Oberhausen Festbankett |
24. Juni: | 100jähriges Jubiläum GV Liederkranz Rauenberg Prädikatsingen |
30. Juni: | 75jähriges Jubiläum MGV Harmonie St. Leon Prädikatsingen |
05. Juli: | 100jähriges Jubiläum Musikverein Oberhausen, Mitwirkung am "Großen Zapfenstreich" |
08. / 09. Juli: | Liedernachmittag MGV Fidelia (Sommerfesthalle) |
19. / 20. August: | Straßenfest Oberhausen |
28. Oktober: | Weinfest MGV Eintracht Bad Langenbrücken |
Zu diesen offiziellen Verpflichtungen des Chors kommen aber noch viele vereinsinterne Termine, sodass ein Sängerjahr keineswegs bereits im Oktober endet!
Aktiv tritt der Chor das ganze Jahr über auch an den Festen der Ortsvereine sowie bei offiziellen Veranstaltungen der politischen Gemeinde auf. Dazu kommen gesellige Zusammenkünfte und Feste für alle Mitglieder der Fidelia-Familie im Frühling, im Sommer oder im Herbst, wozu in der Regel alle Bewohner von Oberhausen-Rheinhausen als Gäste herzlich willkommen sind.
Die Weihnachtsfeier der Fidelia für Jung und Alt haben eine lange Tradition. An Fastnacht nimmt der Verein an den Umzügen in der Region teil, ebenso am Sommertagszug in Oberhausen. Es folgen noch weitere Veranstaltungen z. B. für Behinderte und für Kinder. Die Kindernachmittage der Fidelia und die jährliche Beteiligung am „Sommer-Ferienprogramm der Gemeinde" erfreuen sich großer Beliebtheit.
So ein Sängerjahr bringt neben den regelmäßigen "Geburtstags-Ständchen" und den Auftritten bei Hochzeiten auch die Teilnahme am Volkstrauertag und an Trauerfeiern für verstorbene Mitglieder.
Weitere gesangliche Höhepunkte der folgenden Jahren
Bekanntlich steht in Rheinhausen das älteste Postamt von Baden, das bei den bundesweiten „500-Jahr-Feiem der Post" eine besondere Rolle spielte: Abgeordnete, Bundesminister und selbst Fürstin Gloria von Thurn und Taxis kamen am 14. Juli 1990 nach Rheinhausen, einem der wichtigsten Postorte an der ersten kaiserlichen Poststrecke Innsbruck - Brüssel. An den zahlreichen öffentlichen Feiern beteiligte sich auch die Fidelia mit mehreren Liedvorträgen.
Einen besonders großen Erfolg für die Fidelia brachte das Jahr 1990 durch die Teilnahme am Volkslieder-Punktwertungssingen des Arbeitergesangvereins Philippsburg:
Der MGV Fidelia errang als Gruppensieger den Goldpokal. Dazu kam von der Stadt Philippsburg ein weiterer großer Goldpokal für die kleine Tagesbestleistung und schließlich auch noch der Dirigentenpreis für unserem Chorleiter Herrn Musikdirektor Wolfgang Tropf.
Das Sängerjahr 1990 stand mit Vorrang im Zeichen der Vorbereitung auf das 10jährige Bestehen der „Chorgemeinschaft Wolfgang Tropf, zu der nicht nur der MGV Fidelia 1898 Oberhausen gehört, sondern auch der GV Liederhalle 1873 Karlsdorf, der GV Sängerbund 1862 Wiesental, der MGV Eintracht 1867 Bad Langenbrücken und der MGV Frohsinn 1908 Neudorf. Diese Chorgemeinschaft mit etwa 500 aktiven Sängern ist die größte Gemeinschaft von aktiven Sängern im Sängerkreis Bruchsal.
Am 2. März 1991 fand dann in der Schulsporthalle Oberhausen die Eröffnung einer ganzen Reihe von Galakonzerten in der Region statt, getragen von den Vereinen der Chorgemeinschaft mit Unterstützung des Gitarren- und Mandolinen-Orchesters Ötigheim.
Der 1. Vorstand hielt an diesem Abend zu Ehren des Chorleiters Musikdirektor Wolfgang Tropf eine Laudatio für seine 10-jährige Dirigententätigkeit. "Dem beliebten Chorleiter geht es nicht um kurzfristige Erfolge, sondern um eine solide Chorarbeit, wie sie das hohe musikalische Niveau des MGV Fidelia und der anderen zur Chorgemeinschaft gehörenden Vereine zeigt," so steht es im Protokollbuch der Fidelia.
Gala-Konzert 1991
Beim Ehrenabend am 11. Mai 1991 wurde Ehrenmitglied Julius Leibig für 60 Jahre aktive Sängertätigkeit besonders geehrt. Der Vorsitzende der Gruppe West im Sängerkreis Bruchsal überreichte dem Jubilar die goldene Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes mit Schleife und Besitzurkunde. Am gleichen Abend wurde Alfred Kulimann für seine Verdienste um den Verein (d. h. 39 Jahre Verwaltungstätigkeit) zum Sänger-Ehrenvorstand ernannt. Außerdem wurden verdiente Sänger zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Für eine "Sternstunde des Chorgesangs", - so schrieb die "Pfälzer Rundschau" - sorgte der MGV Fidelia im ausverkauften Bürgerzentrum in Böbingen in der Pfalz. Am 21. März 1992 mit zwei Bussen angereist, galt es, Lieder aus deutscher und jugoslawischer Literatur so zu präsentieren, dass es keinem Zuhörer langweilig wurde. Einen besonderen Glanzpunkt zum Schluss setzte der Chor mit dem von Chorleiter Tropf verfassten Satz von "Glory Hallelujah", den die Konzertbesucher mit einem minutenlangen Applaus bedachten.
In einem persönlichen Brief von Chorleiter Hermann Josef Settelmeyer (Böbingen) an unseren Dirigenten heißt es wörtlich: "Im übrigen war es vom Dargebotenen und von der aufgelockerten Stimmung her das beste Konzert seit Jahren. Ohne zu übertreiben kann man sagen, dass der MGV Fidelia hier einen seiner besten Auftritte hatte."
Einen weiteren großen Erfolg hatte unsere Fidelia im Jahre 1992 durch die Teilnahme am Wertungssingen in der Sängerhochburg Bürstadt in Hessen. Das Protokollbuch vermerkt: "Mit nur 43 Sängern konnten wir gewinnen, was zu gewinnen war". Auch bei weiteren Wertungssingen in diesem und den folgenden Jahren war die Fidelia erfolgreich.
Höhepunkte im Sängerjahr 1993
Am 2. Juli 1993 fand ein weiterer Ehrenabend für verdiente Sänger und Mitglieder statt. Im Mittelpunkt stand die Ehrung unseres Ehrenmitglieds Josef Baumann für 60 Jahre Sängertätigkeit, außerdem wurden W. Sorg und P. Scheurer für 40 Jahre und H. Futterer für 25 Jahre aktiven Gesang geehrt. Die beiden darauf folgenden Tage standen im Zeichen des traditionellen Sommerfestes in der Halle am Erlichsee, wo neben den Ortsvereinen erstmals sämtliche Chöre der Chorgemeinschaft Tropf zu Gast waren.
Doch neben den alljährlichen Verpflichtungen standen im Mittelpunkt der Chorarbeit die Proben für ein großes Kirchen-Konzert am 21.11.1993. Dieses Konzert sollte in der katholischen Pfarrkirche „St. Philippus und Jakobus" von Oberhausen stattfinden. Der Tag kam und der Kirchenraum war bis auf den letzten Platz von einem erwartungsvollen Publikum besetzt.
Der Chronist des MGV vermerkte darüber im Protokollbuch:
"Der Männerchor, von seinem Dirigenten Musikdirektor FDB Wolfgang Tropf bestens vorbereitet, zeigte sich in ausgezeichneter Sangesfreude und in beachtlich hoher Sangeskultur, sodass diesem harmonischen Klangkörper auch schwierige Passagen der aufgeführten Vokalliteratur kaum Probleme bereiteten. ..... Das Publikum bedachte diese vorzügliche Leistung mit starkem Beifall, der sich am Ende des Konzerts zu stehenden Ovationen steigerte. Der kaum endenwollende Applaus veranlasste Sänger und Instrumentalisten zu mehreren Zugaben."
Kaum hatten die Sänger diese große Leistung vollbracht, war der MGV Fidelia am 2. Dezember 1993 in einem großen Reisebus unterwegs nach Wien, um beim "Internationalen Wiener Adventskonzert" im großen Festsaal des Wiener Rathauses die Bundesrepublik zu vertreten. Das Domizil der Fidelia für die nächsten fünf Tage war ein Hotel in der Innenstadt. Da der offizielle Auftritt erst am 5. Dezember stattfinden sollte, nutzten alle die Zeit, um am Morgen nach der Ankunft bei einer Busrundfahrt und später, am freien Nachmittag, zu Fuß in Gruppen die Innenstadt zu erkunden. Der Abend vereinigte alle Fidelianer mit anderen Chören des Adventskonzertes beim Heurigen in Gumpoldskirchen.
Am Sonntagmorgen hat die Fidelia in der Trinitarierkirche zum hl. Franz von Assisi eine Messe gestaltet. Aus den ursprünglich geplanten vier Liedvorträgen wurden durch den lebhaften Beifall der Kirchenbesucher acht Gesangsdarbietungen aus der geistlichen Choralmusik.
Gleich im Anschluss an die Messe wurden die Sänger von den Trinitarierpatres spontan zu Glühwein und Kuchen eingeladen, und der für die Pfarrei verantwortliche Pater betonte in seiner Dankesansprache, "dass ihm schon lange nicht mehr so viel Freude widerfahren sei, und es ihm nicht gedenke, dass seine Kirchenbesucher nach Beendigung der hl. Messe die Kirche nicht verlassen wollten, was ausschließlich dem Gesang der Fidelia aus Oberhausen zuzuschreiben sei," so heißt es im Bericht des Schriftführers in unserem örtlichen Mitteilungsblatt.
Zum Mittagessen hatte die Stadt Wien alle mitwirkenden Chöre zu einem festlichen Mahl in den Rittersaal des Rathauskellers eingeladen. Voller Freude nahm Musikdirektor Tropf den Taktstock zur Hand und der Chor sang einige schwungvolle Lieder, um die Akustik dieses herrlichen Saales mit seinem Rundgewölbe zu erproben. Die Zeit bis zum Auftritt um 18 Uhr nutzten alle zu einem kurzen Besuch des traditionellen Christkindlmarktes der Stadt Wien, der direkt vor dem Rathaus im Stadtpark aufgebaut war.
Im großen Festsaal des Wiener Rathauses war die Decke mit mehr als hundert Nationalflaggen geziert. "Vor uns traten Chöre aus aller Welt auf: so aus den USA, Schweden, Belgien, Spanien, Estland und Frankreich", berichtet der Chronist. "Der Rahmen, - es waren etwa 2000 Zuhörer anwesend - war sehr beeindruckend. Mit großer Ehrfurcht nahmen wir auf der Bühne Aufstellung, die nun für die nächste halbe Stunde unserer Fidelia aus Oberhausen gehörte. Zum Auftakt sangen wir Lieder aus unserer Heimat, - z.B. "Mein Badner-Land", "Ein Jäger aus Kurpfalz" und "Lasst doch der Jugend ihren Lauf". Mit den Liedvorträgen "Lobt den Herren" und "Glory Hallelujah", die wir schon am Morgen in der Kirche gesungen hatten, setzten wir hier unsern Höhepunkt." Für die Liedvorträge erntete der MGV Fidelia lang anhaltenden Applaus.
Nach Beendigung des Konzerts gab es im Festsaal für alle teilnehmenden Chöre einen Steh-Empfang durch die Stadt Wien. Dabei erfolgte die feierliche Übergabe der Teilnahme-Urkunden durch den Kulturbürgermeister der Stadt Wien. Einen fulminanten Abschluß stellte die von allen Chören spontan angestimmte "Europa-Hymne" dar. Jeder Sänger sang das "Freude, schöner Götterfunke" in seiner Muttersprache, was mit sehr viel Ergriffenheit geschah. Weitere weltbekannte Melodien schlossen sich an, wobei jede Nation den Kehrreim in ihrer eigenen Muttersprache sang. Nicht wenige Sänger waren von der völkerverbindenden Macht des Gesangs so gerührt, dass sie Tränen in den Augen hatten.
Auf dem Heimweg besuchte die Fidelia noch das Kloster Stift Melk an der Donau mit seiner weltbekannten Bibliothek und der Klosterkirche. Voller Dankbarkeit für die unvergesslichen Reise-Erlebnisse, wurden zum Abschied voller Inbrunst mehrere geistliche Lieder gesungen.
Der MGV Fidelia sucht ein neues Probenlokal
Die Gründung der Fidelia fand am 6. März 1898 im Gasthaus "Zur Krone" statt. Dieses renommierte Gasthaus im Ortszentrum, wo heute die Volksbank steht, war auch jahrelang das Probenlokal des Vereins. Später trafen sich die Fidelianer im Gasthaus "Zum Schiff", bis der MGV Fidelia 1958 im Gasthaus "Zur Sonne" eine ständige Bleibe zu finden hoffte. Das war die allgemeine Meinung. Für die Bevölkerung nach dem Krieg gehörten „Sonne" und „Fidelia" zusammen, und niemand dachte daran, dass irgendwann, am wenigsten durch Schließung der Gaststätte, diese ideale Heimstätte für die Sänger nicht mehr zur Verfügung stehen sollte. 1994 stand die Vorstandschaft des Vereins vor dem großen Problem, ein neues Probenlokal für den ständig wachsenden Chor suchen zu müssen.
Im "Örtlichen Mitteilungsblatt" wird dazu vermerkt: "Es war nicht nur die Atmosphäre der Gaststätte, sondern es lag auch an dem besonderen Engagement des Wirts-Ehepaares Burkhard Dutzi und seiner Familie, die sich mit dem Vereinsgeschehen identifizierte, und dem Verein so manche Spende, in welcher Form auch immer, zukommen ließ... In der Sonne waren wir gerne daheim, und ein Stück Fidelia wird immer dort bleiben... Dank sagen wollen wir aber auch allen Anwohnern der Sonne, die unser Vereinsleben toleriert haben. Dies war uns stets bewusst und wir werden es auch nicht vergessen!"
Es war nicht so einfach, für einen ständig wachsenden Verein ein Probenlokal zu finden. Es schalteten sich Bürgermeister Heller und der Gemeinderat ein. Aus den sieben Möglichkeiten, die diskutiert wurden, einigte man sich darauf, dass im Musiksaal der Schule "Am Schwarzen Weg" in Zukunft geprobt werden kann. Durch Eigenleistung der Fidelia und mit finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde sollte ein Aufenthaltsraum für die Sänger angebaut werden. Schließlich brauchte man auch Platz für das Inventar und die Noten des Chores.
Am 16. April 1994 erfolgte der Umzug. Am Ende des Sängerjahres 1994 hatte der Verein insgesamt 72 aktive Sänger, der durchschnittliche Probenbesuch stieg auf 50 Sänger an.
1995:
Für dieses Jahr hatte sich die Fidelia neben den normalen Verpflichtungen etwas Besonderes ausgedacht. Am Sonntag, den 26. März fand im Bürgerhaus W&S ein bunter Liedernachmittag statt. Aus dem reichhaltigen Repertoire wurden den erwartungsvollen Besuchern „Geistliches Liedgut", „Besinnliche Lieder" und „Deutsche Volkslieder" dargeboten. Dieser Liedernachmittag stand unter dem Motto: "Ein Gesangverein stellt sich vor". Ein begeistertes und sachkundiges Publikum sparte nicht mit dem wohlverdienten Applaus.
Am 30. April 1995, einem Sonntag, lud der Verein alle seine Mitglieder mit ihren Familien zu einem Wandertag ein. Dazu waren auch alle Freunde und Gönner der Fidelia herzlich eingeladen. Nach "Bewältigung der Wander-Strecke von 4 Kilometern" wurden die freundschaftlichen Gespräche im Saal des Bürgerhauses W&S fortgesetzt. Am nächsten Tag, dem 1. Mai 1995, hatte die Fidelia für Radwanderer aus nah und fern einen gut besuchten "Großen Radlertreff" vorbereitet. Treffpunkt war ebenfalls im Bürgerhaus W&S.
Mit diesen beiden Veranstaltungen beschritt der MGV einen neuen Weg: Die Sänger wollten Freunde des Chorgesangs treffen, um sich mit ihnen - frei von offiziellen Gesangsauftritten - unterhalten zu können.
Neben diesen beiden örtlichen Veranstaltungen hatte die Fidelia auch auswärts große Gesangserfolge zu verzeichnen. Beim Punktwertungssingen in Neudorf (24. Juni) holte sich die Fidelia in der Klasse M 3 B mit dem Schwierigkeitsgrad 11 bei großer Konkurrenz den Dirigentenpreis und die „Klassenbestleistung". Am Wochenende 1./2. Juli 1995 gab es für den Chor gleich 3 Verpflichtungen: Teilnahme an Wertungssingen in Jockgrim und Rot und Auftritt in der Sommerfesthalle am Erlichsee beim Frühschoppen des Musikvereins Oberhausen. Weitere erfolgreiche Auftritte gab es beim Prädikatsingen in Sandhausen, beim 75jährigen Jubiläum des RSV Edelweiß und in Philippsburg beim Volksliederwertungssingen des Arbeitergesangvereins.
Am 16. September 1995 war die offizielle Einweihung unserer "Neuen Heimat" in der „Schule Am Schwarzen Weg" mit der Festansprache von Bürgermeister Klaus-Dieter Heller. Unter den 160 geladenen Gästen waren neben vielen Ehrengästen auch die Gemeinderäte aller Fraktionen. Stellvertretend für alle begrüßte Heller seinen Amtsvorgänger Altbürgermeister und Ehrenmitglied Josef Leier, der zu seiner Amtszeit, zusammen mit dem damaligen Gemeinderat und dem Lehrerkollegium, dieses Schulzentrum gebaut hat. Heller hob in seiner Ansprache die Wichtigkeit von Vereinen für jeden Wohnort hervor. Ihre wichtige soziale Leistung besteht darin, dass sich in den Vereinen verschiedene Generationen unterschiedlicher sozialer Herkunft finden und durch ihre Vereinsarbeit miteinander gut auskommen lernen. Dann erfolgte die feierliche Schlüsselübergabe an den 1. Vorsitzenden Manfred Schwabenland. In seiner Ansprache bedankte sich der Vorsitzende bei allen, die in irgendeiner Form dazu beigetragen haben, dass die Fidelia ein eigenes Sängerheim hat.
Als letzte Notiz für 1995 erscheint im Protokollbuch als "Nachtrag" folgende Bemerkung: "Beim MGV Fidelia hat auch die neue Technik Einzug gehalten. Erstmals sind alle schriftlichen Tätigkeiten auf einer Computer-Diskette gespeichert. Protokolle sind somit jederzeit einsehbar und können abgerufen werden. Alle Mitglieder wurden in einem Computer-Programm erfasst. Dies war zwar eine mühevolle Arbeit, wird aber in Zukunft eine wesentliche Erleichterung für die Vereinsführung darstellen".
Dieses "Computer-Zeitalter" für die Verwaltung der Fidelia wurde mit viel Sachverstand und Engagement vom Schriftführer Walter Baumann eingeführt. Leider verstarb er am 06.09.1997 für alle viel zu früh im Alter von 47 Jahren.
1996:
Am 10. März 1996 bekam Norbert Kupczyk nach Teilnahme an einem Dirigentenkurs mit erfolgreicher Abschlußprüfung das Dirigenten-Diplom ausgehändigt. Der Kurs war gemeinsam vom Kultusministerium und dem Badischen Sängerbund ausgeschrieben worden. Von den 22 Kursteilnehmern war er der einzige aus dem Sängerkreis Bruchsal. Vom Oktober 1995 an hatten folgende Dozenten den Kurs geleitet: Monika Baumann, (Mitglied des Musikausschusses), Claudia Schwab (Musiklehrerin) und Gerhard Wind (Bundeschorleiter). Der Chorleiter der Fidelia, die Verwaltung und alle Sänger gratulierten herzlich.
Besondere Höhepunkte des "MGV Fidelia" im Jahre 1996:
19.05.1996: Freundschaftssingen beim GV Deutsche Einheit Rheinhausen
23.06.1996: Punktwertungssingen beim MGV Viernheim. Die Fidelia errang einen 1. Platz im höchsten Ehrensingen
06.07.1996: Punktwertungssingen beim Frohsinn Baiertal
13.10.1996: Volksliederwertungssingen beim MGV Eintracht Huttenheim
13.10.1996: Freundschaftssingen beim MGV Sängerbund Oberhausen
08.12.1996: Zusammen mit dem MGV Sängerbund Wiesental (Tropf-Chor) veranstalteten wir in der Wallfahrtskirche Waghäusel ein Kirchenkonzert anlässlich des 75jährigen Jubiläums des Sängerkreises Bruchsal. Die Wallfahrtskirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Ein großer Erfolg! Mitwirkung beim „Großen Galakonzert" in der Pestalozzi-Halle in Graben-Neudorf, durchgeführt von der "Chor-Gemeinschaft Wolfgang Tropf anlässlich des 20jährigen Dirigentenjubiläums des Chorleiters.
Viel Lob und Anerkennung erntete die Fidelia für die Mitwirkung an folgenden Jubiläen und Veranstaltungen:
- 25 Jahre Vogelpark Oberhausen
- 25 Jahre Motorboot-Club Oberhausen
- 50 Jahre CDU-Ortsverband Oberhausen-Rheinhausen
Dazu kommt die alljährliche Mitwirkung der Fidelia bei den Fastnachtsumzügen in der Region und beim Sommertagsumzug in Oberhausen.
Aktivitäten des MGV Fidelia ein Jahr vor dem großen Jubiläum:
Bis zur Jahresmitte 1997 nahm die Zahl der Sänger des MGV Fidelia ständig zu. Mit 75 aktiven Sängern konnte nun der Chor in der zweithöchsten Sängerklasse >M2< auftreten.
Den größten Erfolg seit 1945 hatte die Fidelia beim Volkslieder-Wertungssingen bei der Konkordia Dielheim am 25. Mai 1997.
Gegen eine zahlenmäßig und leistungsmäßig außergewöhnlich starke Konkurrenz errang die Fidelia den 1. Klassensieg und den Dirigentenpreis.
07.06.1997: Freundschaftssingen beim MGV Sängerbund Wiesental
08.06.1997: Volksliederwertungssingen beim MGV Heddesheim (3. Platz)
22.06.1997: Beim Volksliederwertungssingen in Friedrichstal (4. Platz)
29.06.1997: Volksliederwertungssingen bei Armin Kronau (2. Platz)
Die vorgezogene Jubiläumsreise
Anfang September 1997 unternahm die Fidelia mit zwei Omnibussen eine Vereinsreise in die „Goldene Stadt Prag". Die fünf Tage waren ausgefüllt mit Besichtigungen, Rundfahrten in der Stadt, einer Schiff-Fahrt auf der Moldau, einem Kirchenkonzert und der Mitgestaltung einer heiligen Messe. Die ca. 90 Teilnehmer waren von dem Gebotenen derart begeistert, dass sie möglichst bald wieder mit der Fidelia verreisen wollten.
Bereits im Oktober 1997 war es dann wieder so weit: Diesmal ging es nach Oberammergau zu einer zweitägigen Hochgebirgswanderung. In einer dem Alpenverein gehörenden Gebirgshütte übernachteten wir, die einen Abend ganz in badischer Hand war, nämlich in Fidelia-Hand.
Bei herrlichem Wetter nutzten die Sänger jede Gelegenheit für ein Ständchen, sei es in der Gebirgshütte oder auf dem Gipfel, beim Bürgermeister von Unterammergau oder beim Vorsitzenden des dortigen Heimatvereins. Die Fidelianer waren immer guter Laune und gesangsbereit.
1998:
Die Anzahl der aktiven Sänger wächst und wächst, verbunden mit einer Verjüngung des Chors. Ende Februar 1998 zählte die Fidelia insgesamt 94 aktive Sänger mit einem Durchschnittsalter von 44,7 Jahren!
Damit läuft die Fidelia dem bundesweiten Trend der Männerchöre entgegen. Die Zunahme an Mitgliedern und das 100jährige Jubiläum bestärkten die Leitung des Vereins in der Anschaffung einer neuen Sängerkleidung. Die bisherigen Auftritte in blauen Hemden gehören nun der Vergangenheit an. In Zukunft tritt der Chor in der Öffentlichkeit mit Maßsakkos, neuen Hemden und neuen Krawatten auf.
Gegründet wurde die Fidelia am 06.03.1898. Grund genug, diesen Tag durch eine Jubiläums-Singstunde zu feiern. Dieser Chorprobe ging ein Autokorso durch Oberhausen mit Hupkonzert voraus. Daran beteiligten sich etwa 25 PKW. Voraus fuhr ein Traktor mit Anhänger, worauf sich ein 3,5 Meter langer Nachbau des Fidelia-Gründungslokals mit der Aufschrift "Gasthaus zur Krone" befand.
Zu einem Vereinsjubiläum gehört auch ein feierlicher Gedenkgottesdienst für die verstorbenen, gefallenen und vermissten Mitglieder der Fidelia. Das war auch der richtige Rahmen für die Weihe der neuen Vereinsfahne.
Neunzig Sänger hatten sich im Chorraum der Kirche von Oberhausen um den Altar geschart und gestalteten unter Stabführung ihres Dirigenten den Festgottesdienst. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, und alle Gottesdienstbesucher waren tief beeindruckt vom feierlichen Gesang der Fidelianer. Am Ende des Gottesdienstes kam es zu minutenlangen Ovationen für diese machtvolle Demonstration des geistlichen Chorgesangs.
Rückblick und Ausblick
Wenn wir die hundertjährige Geschichte des „MGV Fidelia" von den Anfängen bis in die heutige Zeit betrachtet haben, wird uns bewusst, wie sehr sich unsere Welt und unser Leben in den letzten hundert Jahren verändert haben. Aus der Beschaulichkeit der sogenannten "Guten alten Zeit" führte der Weg durch zwei welterschütternde Kriege, durch menschliche und politische Krisenzeiten bis in unsere Tage.
Heute berichten die modernen Medien weltweit und in kürzester Zeit in Wort und Bild, was selbst im letzten Winkel unserer Erde geschieht. Jedem Menschen fällt es daher schwer, in der weltweiten Flut der gegenwärtigen Ereignisse zur inneren Ruhe und zur Besinnung zu kommen.
Weil nun jeder Verein wie ein lebendiger Organismus reagiert, ist es auch verständlich, dass ein hundertjähriger Gesangverein Perioden der Ermüdung und Erholung, des Leistungsabfalls, aber auch der Erneuerung aller Kräfte durchlebt hat. So gab es in all den Jahren bei der Fidelia immer wieder Sänger, welche das hohe Ideal des Chorgesangs pflegten und an die anderen Generationen weitergaben, wie die Chronik beweist.
Die Gründer des "MGV Fidelia" haben aber auch gespürt, dass zum wahren Menschsein das Ausruhen und Feiernkönnen gehören. Mehr denn je sollten wir danach streben, uns diese Ideale nicht nehmen zu lassen.
Selbst im Zeitalter der Elektronik ist das selbstgesungene Lied noch immer die menschlichste Art von Musik, und der Zusammenklang vieler Stimmen in einem Chor gibt Zeugnis von einem Bedürfnis des Menschen: In einer Gemeinschaft Gleichgesinnter die Harmonie und Schönheit eines Chorliedes zu erleben, um anderen Menschen Freude zu schenken. Möge dies der "Fidelia" noch recht lange vergönnt sein.
Oberhausen-Rheinhausen im März 1998 - Josef Rothmaier †
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Ein neuer Anfang
Nach dem totalen Zusammenbruch
Während der Kriegsjahre hat die Tätigkeit des Vereins vollständig geruht. Alle jungen Sänger waren als Soldaten auf den Kriegsschauplätzen. Es waren furchtbare Jahre, die der Krieg uns gebracht hat. Niemand blieb davon verschont. Er hat sehr viele Opfer gekostet an Gefallenen, Verstorbenen und Vermissten.
„Nach Kriegsende wurde unser Dorf von amerikanischen Truppen besetzt. Unser Vereinslokal, Gasthaus zum Schiff, war auch belegt. Während dieser Zeit wurde unsere seidene Vereinsfahne entwendet, ferner eine goldene Kette, 25 Medaillen und 5 goldene Kränze. Außerdem wurde unser Vereinsschrank zerschlagen. Gesamtschaden etwa 2.000 RM." So lautet die Eintragung vom 3. Januar 1946.
Die folgenden Zeilen berichten über die Anmeldung und Genehmigung des Vereins beim amerikanischen Resident Officer und beim Landrat in Bruchsal. Nach dem totalen Zusammenbruch war es nicht selbstverständlich, dass man sich ohne Genehmigung versammeln durfte. Auch nicht eine Schar von Sängern. Aber bereits im Januar 1946 trafen sich die Fidelianer zur ersten Singstunde mit dem Dirigenten Landhäuser aus Wiesental.
„Jeder ist frohen Mutes und freut sich, dass er jetzt wieder regelmäßig in seine Singstunden kann. Sänger und Dirigent sind bemüht, den Verein wieder auf seinen früheren Leistungsstand zu bringen. Für Ostersonntag ist eine Gedenkfeier für die Gefallenen unseres Vereins geplant, dabei sollen sechs Lieder zum Vortrag gebracht werden." So steht es im Protokollbuch. Und weiter heißt es: "Der Singstundenbesuch ist als besonders gut zu bezeichnen. Immer wieder finden sich neue Sänger ein, und alle fühlen sich sehr wohl im Kreise der Fidelia. Jeder einzelne Sänger ist mit Begeisterung bei der Sache." Und diese Begeisterung resultierte aus der Befreiung von dem Druck, den Krieg und politische Unfreiheit den Menschen auferlegt hatten.
Neue Blütezeit
Am Ostermontag 1946 traten 78 Sänger in der vollbesetzten Kirche auf. Jedermann war voll des Lobes über den schönen Chorgesang.
Es folgten im vollbesetzten Vereinslokal das Pfingstkonzert, das Spätjahrskonzert, mehrere Tanzveranstaltungen und eine Weihnachtsfeier mit Theaterspiel (Förster Anni). Der Reinerlös von 500,— RM wurde als Spende für die Erstellung der Mariensäule gegeben.
Eine neue Blütezeit des Vereins begann. Die Generalversammlung vom 18.01.1948 nennt 103 aktive Sänger und 80 passive Mitglieder. Im Juli desselben Jahres wird, unterstützt vom Musikverein Wiesental, die Oper „Preziosa" von C. M. von Weber aufgeführt. Die musikalische Leitung hatte Rektor Anton Heilig, Philippsburg, und die Tänze wurden von Renate Siegel, ebenfalls Philippsburg, einstudiert. Die Bühnenbilder stammten von Rudolf Gampp. Die Begeisterung des Publikums war derartig groß, dass weitere vier Aufführungen in Oberhausen folgten, eine in Philippsburg und eine in Altlußheim.
Im Oktober 1948 fand das 50jährige Stiftungsfest statt. Beim Jubiläumskonzert gab Pfarrer Ganner der Hoffnung Ausdruck, „dass die Kunst und damit auch der Gesang künftig von geistiger Unfreiheit verschont bleiben möge, denn die Kunst könne nur in Freiheit Ersprießliches leisten".
50jähriges Stiftungsfest 1948
Es folgten die Teilnahme an der Glockenweihe (April 1949) und der Besuch bei den Brudervereinen in Wiesental, Untergrombach, Kirrlach, Rheinhausen und Mingolsheim.
Nach der Weihnachtsfeier und dem Familienabend trat die Fidelia im August 1949 mit einem Liedernachmittag an die Öffentlichkeit. In einem überfüllten Zelt am Sportplatz der Spielvereinigung rollte unter Mitwirkung aller Ortsvereine ein buntes Programm ab.
Ein weiterer Höhepunkt der Fidelia war die dritte Fahnenweihe an Pfingsten 1950. Weit über 1000 Sänger aus nah und fern nahmen an dem dreitägigen Fest teil. An das Festbankett mit den zahlreichen Ehrungen durch den Vorsitzenden des Sängerkreises Bruchsal können sich noch viele Sänger erinnern. Der Pfingstmontag stand ganz im Zeichen des Festgottesdienstes und der Fahnenweihe mit der Festpredigt von Pfarrer Ganner. Das Freundschaftssingen am Pfingstmontag fand seinen würdigen Abschluss durch den Liederkranz Kirrlach, der den einmaligen Chor „Trösterin Musik" von Anton Bruckner zu Gehör brachte. Ein ansehnlicher Festzug am Nachmittag mit vielen auswärtigen Vereinen endete auf dem Festplatz, wo bei Tanz und Musik bis tief in die Nacht hinein gefeiert wurde.
Aber bald schon zogen dunkle Wolken am Vereinshimmel auf. Im Oktober 1950 war das Interesse am Besuch der Singstunden derart zurückgegangen, dass der erste Vorstand Josef Baldauf sein Amt zur Verfügung stellte. Und mit ihm trat eine Reihe von Sängern aus dem Verein aus.
In den nun folgenden Jahren war häufiger Wechsel in der Vorstandschaft. Ein Eintrag im Protokoll spricht, ohne konkret zu werden, „von einer Krise, in der sich der Verein befindet".
Kulturelle Arbeit
Aber das Leben ging weiter: Julius Brand aus Rheinhausen übernahm die musikalische Leitung des Vereins, und im August 1951 fuhr die Fidelia mit 4 Omnibussen und 160 Teilnehmern zum Sommerausflug in den Schwarzwald, Im Dezember musste das Singspiel „Der Postillon von Rodendorf" mehrmals aufgeführt werden. Ein Jahr später erfuhr die Operette „Das Mädel vom Neckarstrand" drei Aufführungen. Und in den folgenden Jahren trat der Verein mit dem Theaterstück: „Heimweh nach Deutschland" und mit den Singspielen „Am Brunnen vor dem Tore" und „Die schöne Müllerin" an die Öffentlichkeit.
Auswärtige Vereine wurden besucht und die Neupriester Bernhard Machauer und Meinrad Feuerstein feierlich empfangen. Alle Vorstände dieser Zeit versuchten dem Verein neue Impulse zu geben. Nach außen hin schien der Verein intakt zu sein. Doch die inneren Gegensätze wurden erst im Jahre 1956 durch eine Aussprache aller Beteiligten ausgeglichen.
Das Jahr 1957 sah Josef Baldauf wieder an der Spitze der Fidelia, und die Wogen glätteten sich. Die Sänger besuchten wieder eifrig ihre Singstunden und nahmen verstärkt teil an den örtlichen Festen und an den Veranstaltungen der Gesangvereine in den Nachbargemeinden. Das Vereinsklima normalisierte sich zusehends. Im Dezember 1957 spielte die Theatergruppe das Stück „Das Wunder von Fatima". In einer Zeit des verstärkten Kaufs von Fernsehgeräten waren 5 gut besuchte Aufführungen in Oberhausen und eine im „Rosensaal" von Wiesental ein neuer großer Erfolg. Kurz darauf feierten die Fidelianer ihr 60jähriges Stiftungsfest. Vom Jahre 1961 an fanden die jährlichen Konzerte in der Spargelhalle statt, als Vereinslokal wurde die „Sonne" genannt.
60jähriges Jubiläum
Da starb im Juni 1966 der langjährige 1. Vorstand, Josef Baldauf, "Die Beliebtheit dieses Mannes im Verein und in der Gemeinde zeigte sich durch die große Teilnahme an der Beerdigung", so schreibt der Chronist in seinem Jahresbericht. Der 2. Vorstand, Hermann Rothardt, übernahm die Amtsgeschäfte und sorgte für die Neubesetzung der Dirigentenstelle mit Chorleiter Klaus Eisenmann, der die ,,Fidelia" bis zu seiner Berufung nach Lübeck im Jahre 1975 musikalisch betreute.
Im Jahre 1968 feierte die Fidelia ihr 70jähriges Stiftungsfest mit Festbankett und Freundschaftssingen. Zusammen mit dem Kirchenchor wurde ein Jahr später ein vielbeachtetes Kirchenkonzert gestaltet.
Die turnusmäßigen Neuwahlen vom Jahre 1970 brachten Josef Baldauf jun. an die Spitze des Vereins, der zusammen mit Helmut Braun und den übrigen Männern der Verwaltung die 75-Jahrfeier der Fidelia vorzubereiten hatte.
Das 75jährige Jubiläum
Vom 22. bis 25. Juni 1973 hat der MGV „Fidelia" sein 75jähriges Bestehen gefeiert. 25 Vereine aus der Umgebung, aus Südbaden und aus der Pfalz mit über 1500 Sängern waren nach Oberhausen gekommen, um mit Punktwertungssingen, Kritiksingen, Konzertsingen und mit Freundschaftssingen das Jubiläum festlich zu umrahmen. Das Festbankett in der vollbesetzten Reiterhalle mit Ehrungen verdienter Mitglieder, mit Grußadressen aus der Gemeinde, aus dem Sängerkreis und aus der Politik war ein gelungener Auftakt für die mehrtägigen Aktivitäten: Gedenkgottesdienst mit Kranzniederlegung auf dem Friedhof, Abwicklung der einzelnen »Sängerwettstreite« mit Preisverleihungen, Festzug durch die Marienstraße zur Reiterhalle, Tanz und Unterhaltung bei zünftiger Musik und schließlich als krönenden Festausklang am Montagabend ein »Wettsingen der nichtsingenden Ortsvereine«, das sich zu einem spontanen Volksfest ausweitete. Viele erinnern sich noch heute gern an diese Stunden im Kreise der Sangesfreunde!
Die Vereinsführung und der Festausschuss konnten mit dem allgemeinen positiven Echo der gelungenen Festveranstaltungen mehr als zufrieden sein. Die „Fidelia" hatte sich damit in jeder Hinsicht als beispielhafter Gastverein gezeigt und den deutschen Chorgesang werbewirksam dargestellt. Dass ein so gut gelungenes Fest sich auch vorteilhaft auf das weitere Vereinsleben ausgewirkt hat, kann man aus dem Tätigkeitsbericht des Jahres 1974 erfahren. Schriftführer Alfred Kullmann schreibt: »Die Aufwärtsentwicklung zeigte sich besonders gut bei den Singstunden. Noch nie konnten so viele Sänger für guten Singstundenbesuch geehrt werden.« Und über die in diesem Jahr fälligen Neuwahlen der Vorstandschaft heißt es: »Die Vereinsführung wurde einstimmig wiedergewählt.«
Die Jahre danach
Das Protokollbuch der „Fidelia" weist für die Folgezeit eine Fülle von Aktivitäten aus, wie sie für einen Verein dieser Art typisch sind: Neben den wöchentlichen Singstunden im Vereinslokal »Zur Sonne« trat die „Fidelia" jährlich etwa acht Mal bei auswärtigen Vereinen auf, bei Sängerfesten, bei Jubiläen und bei Wertungssingen. Dazu kam die Unterstützung der Ortsvereine und nicht zuletzt der traditionelle Liederabend der „Fidelia" selbst.
Für die Pflege der Geselligkeit im Verein wurde ein »Vergnügungsausschuss« eingesetzt, der sich unter Lorenz Heilmann um die Maiwanderung, den Jahresausflug, die Nikolausfeier für die Kinder, die Winterfeier für alle Mitglieder und nicht zuletzt auch um die Teilnahme an Fastnachtsveranstaltungen und Fastnachtsumzügen zu kümmern hatte.
Musikalische Erfolge dieser Zeit waren beim Punktwertungssingen 1974 in Kirrlach der 1. Platz mit Goldpokal in der Klasse III und der Dirigentenpreis für Kapellmeister Klaus Eisenmann. Ein Jahr später gab es beim 100jährigen Stiftungsfest der „Concordia" Rheinsheim gegen starke Konkurrenz die gleichen Auszeichnungen für den Chor und den Dirigenten.
Wenige Wochen später ging Chorleiter Klaus Eisenmann aus beruflichen Gründen nach Lübeck, und die „Fidelia" musste sich einen neuen Dirigenten suchen. Das war nicht so einfach, denn die Sänger hatten sich in den zurückliegenden 9 Jahren an die Stabführung von Klaus Eisenmann gewöhnt und musikalisch große Fortschritte gemacht. Herr Klaus Eisenmann ist in der Zwischenzeit Professor und Generalmusikdirektor geworden und leitet als Dirigent mit großem Erfolg die »Württembergische Philharmonie Reutlingen«, die auch schon in Bruchsal auftrat.
Im Juni 1975 fand eine Probesingstunde mit Chorleiter Klaus Völker aus Stein bei Pforzheim zu beiderseitiger Zufriedenheit statt. So konnte die Chorarbeit weitergehen. In seinem Jahresbericht über 1975 schrieb der Schriftführer dazu: »Die Sänger und auch der Chorleiter brauchen immer eine gewisse Zeit, sich gegenseitig zu verstehen, was ja beim Liedvortrag unbedingt notwendig ist. Ich glaube heute sagen zu dürfen, dass wir mit der Verpflichtung von Herrn Völker einen guten Griff getan haben«.
Die „Fidelia" setzte unter dem neuen Dirigenten ihre gewohnten Aktivitäten in der Gemeinde und im Sängerkreis fort. Ein neues Klavier wurde mit tatkräftiger Unterstützung von verschiedenen Seiten angeschafft und es begannen bereits die Vorbereitungen für das 80jährige Jubiläum. Im Mai 1978 war es dann wieder soweit, dass die ,,Fidelia" ihr Stiftungsfest feiern konnte. Dieses Jubiläum fand in der Sporthalle der Hauptschule statt.
Es gab auch diesmal ein Festbuch mit Grußworten von Bürgermeister Leier, Sängerkreisvorsitzenden Karl Becker, Vorstand Baldauf und Chorleiter Klaus Völker. Das Festprogramm war ähnlich, wie vor 5 Jahren, mit Festbankett, Ehrungen und allem, was dazu gehört. Bekannte Chorleiter wie Bernhard Riffel, Franz Josef Siegel und Gerhard Wind traten mit ihren Chören auf, und als einer der Preisrichter konnte der Komponist Quirin Rische gewonnen werden. Im Protokollbuch heißt es über dieses Jubiläum:
»Es ist nicht unbedingt eine Mammut-Beteiligung nötig, um ein harmonisches und erfolgreiches Fest mit hohem gesanglichen Niveau zu gestalten«. Wer diese Tage des deutschen Chorgesangs in der Schulsporthalle miterlebt hat, kann dieser Aussage nur beipflichten.
Im Herbst desselben Jahres interessierte sich der Süddeutsche Rundfunk für den Chor und machte Aufnahmen für die bekannte Rundfunksendung »Sang und Klang in Stadt und Land«, in welcher unser Heimatort und weitere Ortsvereine vorgestellt wurden.
Zeit der Besinnung
Ein Sängerjahr ist ein Jahr voller Aktivitäten, das zeigt ein Blick in den Terminkalender der Fidelia. Nicht selten ist ein aktiver Sänger jährlich mehr als 17 bis 20 Mal bei auswärtigen Vereinen, dazu kommen noch die Verpflichtungen bei den Ortsvereinen und nicht zuletzt die gesangliche Umrahmung von persönlichen Festen, von hohen Geburtstagen oder von Beerdigungen von Mitgliedern des Vereins. Die wöchentliche Singstunde sollte ja auch besucht werden!
Aktiver Sänger zu sein bedeutet heute ein ständiges Bereitsein für den Chor und für den Verein. Und wenn dann der Schriftführer einmal die Bemerkung fallen lässt: »Das Vereinsieben sollte nicht nur aus Pflichten bestehen, sondern es sollte auch die Kameradschaft gepflegt werden«, so ist das doch irgendwie zu verstehen.
Die Pflege des deutschen Chorgesangs ist eine Freizeitbeschäftigung, aber die meisten Sänger stehen im Berufsleben. Und gerade zu Beginn der 80er Jahre sah es wirtschaftlich nicht gerade rosig aus: Entlassungen und Firmenschließungen waren an der Tagesordnung. Die Rezession machte sich allenthalben bemerkbar. Bei existenziellen Sorgen haben die Hobbys zurückzustehen, auch wenn das die Verantwortlichen eines Vereins nicht wahrhaben wollen. So finden sich in den Protokollen immer wieder Bemerkungen über den schlechten Singstundenbesuch und über eine geringe Teilnahme bei öffentlichen Auftritten Es scheinen hauptsächlich persönlich bedingte Ursachen gewesen zu sein. die zu Spannungen in der ,,Fidelia" führten.
Vorstand Baldauf ließ sich 1980 nach 10jähriger Vorstandschaft ablösen, und Franz Weinlein trat an seine Stelle. Ein Jahr später übergibt der Dirigent Klaus Völker seinen Stab an Wolfgang Tropf aus Neudorf. Trotz der »Umstellungen« ging das Vereinsleben weiter: 1980 ein Frühjahrskonzert zusammen mit dem Akkordeon-Verein, 1981 ein Frühjahrs-Wunschkonzert« und die Teilnahme am 1. Straßenfest der Ortsvereine in der Kriegsstraße im Anwesen Eugen Bohn. 1982 war die „Fidelia" unterwegs bei Jubiläen in Wiesental, Kronau, Mingolsheim und Forst, wo sie am Freundschaftssingen teilnahm.
Das 85jährige Stiftungsfest
Inzwischen hatte sich der Chor auch wieder musikalisch erholt, und Chorleiter Wolfgang Tropf war bis auf den in seinen Augen noch immer säumigen Probenbesuch zufrieden. Er fuhr aber schweres Geschütz auf, indem er sagte, er trete nicht mit weniger als 40 Sängern auf, denn das sei nicht nur eine Blamage für den Verein, sondern auch für ihn, den Chorleiter.
Es scheint besser geworden zu sein, denn im April 1983 feierten die Fidelianer in der Sporthalle der Hauptschule ihr 85jähriges Stiftungsfest mit einem Festkonzert und einem Konzertsingen vieler befreundeter Vereine. Bei diesem Festkonzert wurde die ,,Fidelia" von Musikdirektor Franz Josef Siegel auf dem Klavier begleitet. Auf dem Programm standen auch Volksweisen aus verschiedenen Ländern, die mit viel Beifall aufgenommen wurden. Das gab Auftrieb!
Mit neuem Schwung in die neunziger Jahre
Durch gezielte persönliche Werbung kamen neue Mitglieder zum Chor, und als im Februar 1984 Neuwahlen waren, konnten Franz Weinlein und Hans Blüm dem »neuen« alten Vorstand, Josef Baldauf jun. , einen weitgehend geschlossenen Verein und einen intakten Chor übergeben. Noch in der gleichen Versammlung legte Vorstand Baldauf eine neue Vereinssatzung zur Abstimmung vor. Der Grund war der Eintrag der Fidelia ins Vereinsregister durch das Amtsgericht Philippsburg und die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt Bruchsal. Beides ist mittlerweile erfolgt.
Aber auch der persönliche Zusammenhalt und die Kameradschaft unter den Sängern sind wieder gewachsen. Das beweisen die Winterfeiern, auf denen (wie in den 20er Jahren) Theater gespielt wird, und die auch Anlass zur Gründung der »Fidelen Hofsänger« gaben. Diese "Hofsänger" haben bereits einen festen Platz im Fastnachtsprogramm.
Durch das gute Einvernehmen der Sänger untereinander stellten sich auch wieder die gewohnten Erfolge ein Klassensiege mit Goldpokalen und Dirigentenpreisen, so z B in Hagenbach, Eppingen, Rheinsheim, Ubstadt, Zeutern und Spöck. Die Presse schrieb über Chorleiter Wolfgang Tropf »Seiner unermüdlichen Arbeit mit dem Chor ist es zu verdanken, dass der Verein diese Erfolge verbuchen konnte. Großes musikalisches Können gepaart mit Begeisterungsfähigkeit sind die Garanten für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Chor und Dirigent«
Ein weiterer Artikel über die „Fidelia" in den BNN trug die Überschrift:
»Beste Leistungen seit 1945«, gemeint ist das Sängerjahr 1987 Solche Erfolge kommen nicht von ungefähr. Sie sind das Ergebnis eines »guten Klimas« zwischen Chorleiter, Verwaltung und Sängern, schließlich sind es schon über 7 Jahre, dass Musikdirektor Wolfgang Tropf die Fidelia musikalisch betreut.
So gerüstet kann sich die „Fidelia" auf ihr großes Jubiläum im Juni 1988 vorbereiten Für das 90jährige Stiftungsfest haben bereits 66 Chöre ihre Teilnahme zugesagt und während der Festtage werden sich in unserer Gemeinde etwa 4000 Sängerinnen und Sänger aufhalten. Mit Spannung wird das Auftreten der gemischten Chore und der reinen Frauenchöre erwartet. Festpräsident wird der Bürgermeister der Gemeinde Oberhausen-Rheinhausen, Klaus-Dieter Heller, sein. Die Schirmherrschaft hat dankenswerterweise Staatssekretär Heinz Heckmann, MdL, übernommen, eine Funktion, die er bereits vor 15 Jahren für die "Fidelia" innehatte.
Inzwischen hat die „Fidelia" mit einem Gedenkgottesdienst für die vermissten, gefallenen und verstorbenen Mitglieder des Vereins das Jubiläumsjahr eröffnet. Am 17 April 1988 erklangen zur Andacht und Erbauung der Gottesdienstbesucher 8 neue Chorlieder. Besonderen Beifall fanden vier junge Sänger, die als Solisten aufgetreten waren: Christian Zieger, Christian Schweikert, Jürgen Hambsch und Andreas Nitsche. Der Chor ist inzwischen auf 68 aktive Sänger angewachsen und lässt hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
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Von der Vereinsgründung bis 1914
Die Gründung
Im Jahre 1898 wurde unser Verein „Fidelia Oberhausen" gegründet. Sinn und Zweck der Gründung war die Pflege des deutschen Liedes in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter. Es war in dem Jahre, als Bismarck starb und Kaiser Wilhelm I1. regierte.
Am 6. März 1898 fand im Gasthaus „Zur Krone" die erste Vorstandswahl statt. Die Chronik nennt folgende Namen:
1. Vorstand | H. Läuser |
2. Vorstand | Robert Zieger |
Schriftführer | Machauer |
Kassier | Weick |
Ausschussmitglieder | Lori Adler |
Kronenwirt Lindemann | |
Engelbert Machauer | |
Wilhelm Rothardt | |
Vereinsdiener | Franz Einsiedler |
Die erste Generalversammlung war am 15. Mai 1899, die mit wenigen Ausnahmen dieselben Männer an der Spitze des Vereins nennt. Erster Vorstand wurde Robert Zieger, der den Verein bis 1904 führte. An diesem 15.05.1899 verpflichteten sich 70 Männer mit Unterschrift zur Anerkennung folgender Statuten:
- Das Eintrittsgeld für aktive Mitglieder beträgt 50 Pfennig.
- Will jemand als passives Mitglied vor einer bevorstehenden Festlichkeit oder Unterhaltung in den Verein eintreten, hat er den halbjährigen Beitrag von 60 Pfennig zu bezahlen.
- Unentschuldigtes Fehlen bei Gesangsproben wird mit 10 Pfennig bestraft.
- Der Verein verpflichtet sich gegenüber den passiven Mitgliedern, in jedem Quartal eine Unterhaltung zu geben.
- Wer bei Aufführungen, Ausflügen usw. ohne genügenden Grund fehlt, verfällt in eine Strafe von 50 Pfennig.
- Sämtliche Strafgelder sind bei dem nächsten Erscheinen des Bestraften an den Kassier zu entrichten.
- Ohne weitere Anordnung hat vierteljährlich eine Vorstandssitzung stattzufinden, wobei Revision der Kasse vorzunehmen ist.
Der Kassenbestand wies für diesen Tag 52 Mark 18 Pfennig aus.
Die erste Vereinsfahne und ihre Weihe
Unter der umsichtigen Vereinsführung von Robert Zieger wurde außer der Pflege eines reichen Vereinslebens der finanzielle Grundstock zur Anschaffung einer Vereinsfahne gelegt. Für 380 Mark wurde die erste Fahne unserer „Fidelia" bei der Kunststickerei Albrecht in Kaiserslautern in Auftrag gegeben.
Die Fahnenweihe sollte im Rahmen eines großen Sängerfestes vom 17. bis 19. August 1901 stattfinden. Über die Vorbereitungen berichtet der Chronist vom 17. April 1901 wie folgt:
„Bei der heutigen Verwaltungsratssitzung wurde das Spielen der Festmusik an Herrn Karl Ripplinger von hier vergeben. Derselbe verpflichtet sich, am 17. August abends mit 7 Musikern nebst Tambour und Schlagzeug einen Fackelzug nebst Conzert zu spielen; am 18. August mit 14 Musikern nebst Tambour und Schlagzeug Tagreveille (Weckruf, Anm. RS), Kirchgang, mittags von 11 bis 1 Uhr Abholen der auswärtigen Vereine nebst Festzug und Conzert auf dem Festplatz zu spielen. Abends teilt sich die Kapelle in zwei Abteilungen; die eine derselben hat Tanzmusik, die andere Conzert zu spielen. Am Montagnachmittag ist ab 12 Uhr mit 10 Musikern auf dem Festplatz Conzert zu spielen. Derselbe erhält dafür 190 Mark netto, was hiermit durch seine Unterschrift beglaubigt wird."
In der Zeit der Vorbereitung auf das eigene große Fest nahmen die „Fidelianer" auch noch an mehreren „Wettgesangskonzerten" teil, von denen sie als Preise Medaillen und Urkunden mit nach Hause brachten. Der große Tag der Fahnenweihe verlief wie vorgesehen. An dem Fest nahmen 33 auswärtige Vereine teil, mit weit über 1.000 aktiven Sängern. (Diese Zahl lässt sich leicht errechnen aus der protokollarisch festgehaltenen Liste der Gastvereine unter 35 Sängern und über 35 Sängern.) Alle Gesangvereine der näheren und weiteren Umgebung diesseits und jenseits des Rheins waren vertreten. Eine besondere Erwähnung im Protokollbuch fand der Bruderverein „Eintracht Weinheim", der unsere Fidelia „mit einem stehend-silberbeschlagenen Trinkhorn" beschenkte. Über das große Fest wird wie folgt berichtet:
„Am 17., 18. und 19. August 1901 feierte der Verein das Fest seiner Fahnenweihe verbunden mit Wettgesang. Als Preisrichter fungierten die Herren Gönner von Karlsruhe und Neuert von Pforzheim. Das Fest wurde eröffnet am 17. August abends 8 Uhr mit Fackelzug, bei demselben beteiligten sich der festgebende Verein, die Freiwillige Feuerwehr, der Radfahrer-Verein, der Militärverein und Turnverein von Oberhausen. Nach demselben war Bierbankett im Vereinslokal zur Krone, welches sehr schön und gemütlich verlief.
Am 18. August morgens früh 5 Uhr Tagreveille, um 6 Uhr Kirchgang, wo die kirchliche Weihe unserer Fahne stattfand. Nach demselben Abholung der auswärtigen Vereine. Nach dem Wettgesang am Nachmittag Aufstellung zum Festzug auf der Philippsburger Straße, woran sich sämtliche Vereine beteiligten. Umzug durch die Wiesenthalerstraße, Baumgasse, Waghäuselerstraße, Fleischgasse, Krautgasse und Rheinhäuserstraße nach dem Festplatze, welcher sich an der Kirchengasse rechts den Bruchgärten befand. Abends 8 Uhr war Festball mit Concert im Vereinslokal Am 19. August montags morgens 10 Uhr Frühschoppenconcert im Vereinslokal und mittags 12 Uhr Abmarsch zum Festplatz, wo allgemeine Volksbelustigung stattfand."
Wachstum und Aufstieg
Die weiteren Jahre standen im Zeichen eines stetigen Aufstiegs des Vereins. Das beweisen die Berichte über die erfolgreiche Teilnahme an Gesangswettstreiten, bei denen die Fidelianer mehr als einmal in ihrer Gruppe als Tagesbeste neben dem 1. Preis auch noch einen Ehrenpreis mit nach Hause brachten. Der Verein sang in dieser Zeit unter der Stabführung von Hauptlehrer Schoenig, der für seine Verdienste um den Verein mehrmals öffentlich geehrt wurde.
Eine besondere Ehrung erfuhr auch der scheidende 1. Vorstand Robert Zieger, der in Anerkennung seiner großen Verdienste, die er sich um den Verein erworben hatte, einstimmig zum „Präsidenten des Vereins" ernannt wurde.
Die Geschicke des Vereins leitete von 1905 an Pius Werner. Als 1. Vorstand schlug er eine Änderung der Statuten des Vereins vor, „um dieselben der Neuzeit anzupassen". Mit Mehrheit wurde unter anderem beschlossen, die Vorstandschaft nicht wie bisher jedes Jahr zu wählen, sondern ab jetzt erst alle drei Jahre Neuwahlen abzuhalten.
Ehrenämter im Verein
Als Ämter waren neben dem 1. und 2. Vorstand, neben Schriftführer, Kassier und Verwaltungsmitgliedern auch die Funktionen eines Hauptmanns und eines Fahnenträgers mit zwei Begleitern zu vergeben.
Die Vorstandschaft des Jahres 1905 setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorstand: | Pius Werner |
2. Vorstand: | Carl Zieger (später 1. Vorstand) |
Schriftführer: | Theodor Zollt |
Kassier: | Philipp Rothardt |
Verwaltungsratsmitglieder: | Friedrich Mehner |
Gustav Unser | |
Hans Osterroth | |
Baptist Ripplinger | |
Mathias Rostock | |
Vitus Ripplinger | |
Hauptmann: | Oskar Alt |
Fahnenträger: | Johann Götzmann |
Fahnenträgerbegleiter: | Hermann Nissel |
Josef Alt |
Die Stelle des Vereinsdieners wurde nach wie vor alljährlich versteigert. Das jährlich für 20 Mark und Beitragsfreiheit angebotene Amt wurde an denjenigen vergeben, der geneigt war, für die geringste Bezahlung dem Verein zu dienen. So ersteigerte der 1. Vereinsdiener sein Amt für 6 Mark. Mit seiner Unterschrift im Protokollbuch verpflichtete er sich, „alle Vereinsangelegenheiten gewissenhaft zu erledigen und die Beiträge der aktiven und passiven Mitglieder alle Vierteljahre einzuziehen". Es gab damals eben noch sehr viele Idealisten, die für ihren Verein um wenig Geld tätig sein wollten.
Die Fidelia im Sängerwettstreit
Die längere Amtszeit der Vorstandschaft wirkte sich positiv auf das Vereinsleben aus. Die Mitgliederzahl wuchs ständig. Der Eintrag vom 26.01.1914 nennt 60 aktive und 64 passive Fidelianer. Der Chor stellte sein musikalisches Können auf vielen Sängerfesten der näheren und weiteren Umgebung unter Beweis. Glanzpunkte im Vereinsleben der aktiven Sänger waren die 1a-Preise mit Diplomen auf folgenden Sängerfesten:
- 1904 in Berghausen mit einer goldenen Medaille und zwei silbernen Bechern
- 1908 in Hambrücken mit einer goldenen Medaille und einem Pokal als Ehrenpreis
- 1913 in Wiesental mit einer goldenen Medaille und einem goldenen Kranz
- 1914 in Kirrlach Geldpreis 100 Mark und einem goldenen Kranz
Bei allen „Sängerwettstreiten" hatten die Vereine einen Pflichtchor und einen selbstgewählten Chor vorzutragen, für die sie von den Preisrichtern Punkte bekamen. Im Einzelnen wurde nach folgenden Gesichtspunkten gewertet: Tonreinheit, Aussprache, Rhythmik, Dynamik, Auffassung, Stimmenausgleichung und Schwierigkeit.
Bis zum Jahre 1912 dirigierte Hauptlehrer Schoenig den Verein, dann übernahm das Amt des Dirigenten Hauptlehrer Schanz. Auf der Verwaltungsratssitzung vom 2. März 1913 wurde er beauftragt, zum Preise von 300 Mark bei der Firma Ludwig Schweisguth in Karlsruhe für den Verein ein Klavier zu kaufen.
Geselligkeit
Das Vereinsleben erschöpfte sich aber nicht nur im Singen und im Besuch von Sängerfesten. Die Vereinsleitung nahm es ernst mit dem Punkt 4 der Statuten, der den Mitgliedern in jedem Quartal eine Veranstaltung zusicherte: Um die Fastnachtszeit gab es die „Humoristische Abendunterhaltung" mit „Glückshafen" und anschließendem Tanz. Etwas später waren die Mai- und Sommerausflüge. Im Herbst wurde den Mitgliedern ein Festkonzert geboten, und im Dezember fanden die beliebten Weihnachtsfeiern mit Theateraufführungen statt.
Interessant ist eine Eintragung von der Verwaltungssitzung am 9. November 1909, in der es heißt:
- Die Weihnachtsabendunterhaltung soll in diesem Jahr in Anbetracht der allgemeinen schlechten finanziellen Lage und indem die Zeit zwischen Neujahr und Fastnacht so kurz ist, ausfallen, dagegen soll der Ball festlicher und reichhaltiger in Theaterstücken abgehalten werden. Die schlechte Lage wurde hervorgerufen durch die neue Finanzreform (Tabaksteuergesetz, Zündholzsteuer etc.).
- Jedes Mitglied, das dem Verein 10 Jahre als aktiver Sänger angehört hat, soll mit einer Ehren-Urkunde ausgezeichnet werden und zwar erstmals auf dem Ball im Januar 1910.
Kulturelle Bedeutung des Vereins
Das öffentliche Auftreten der Vereine war zur damaligen Zeit von großer Bedeutung für das Leben der Bürger in unserem Heimatort. Das Vereinsleben ganz allgemein war für die Menschen die einzige Abwechslung in einer Zeit ohne Rundfunk, ohne Kino und Fernsehen. Durch den Mangel an modernen Verkehrsmitteln waren sie noch mehr auf das Geschehen im Wohnort fixiert. Jede Veranstaltung war ein Ereignis, an dem alle Einwohner lebhaften Anteil nahmen. Mit dem Beginn des Weltkrieges im Sommer 1914 war für viele Jahre damit Schluss.
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Zwischen den beiden Weltkriegen
Neubeginn nach dem 1. Weltkrieg
Die erste Eintragung nach dem sinnlosen Krieg stammt vom 2. Februar 1919. Karl Zieger, der schon seit 1908 als erster Vorstand den Verein leitete, begann zusammen mit Oskar Rupp als zweitem Vorstand die Fidelia neu zu organisieren. Bereits ein Jahr später sind es 93 aktive Sänger und 67 passive Mitglieder. Die Berichte über die Generalversammlungen in den folgenden 20 Jahren weisen immer wieder Mitgliederzahlen in der gleichen Größenordnung auf. Es darf ohne Übertreibung gesagt werden, dass der Männergesangverein Fidelia sich als einer der bedeutendsten Vereine in der Geschichte Oberhausens darstellt. Dies beweist auch das viele hundert Seiten umfassende handschriftlich geführte Protokollbuch, in dem bis zum Jahre 1926 auch die Einnahmen und Ausgaben des Vereins erwähnt werden.
Finanzen
Der monatliche Mitgliederbeitrag betrug zur Zeit der Gründung 10 Pfennig. Im Jahre 1903 wurde auf 15 Pfennig erhöht. Die Aufnahmegebühr war 50 Pfennig, später 1 Mark.
Man muss sich heute wundern, wie die Vorstandschaft, die anfangs noch nicht einmal mit 100 Mark Jahreseinnahmen rechnen konnte, es fertig brachte, den laufenden Verpflichtungen nachzukommen; Der Dirigent bekam für eine Gesangsstunde 2 Mark, ab 1910 2,50 Mark, und kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges 3,50 Mark. Dazu kamen die Ausgaben für den Vereinsdiener, für Noten, für die vierteljährlichen Veranstaltungen und „für Fuhrlöhne" bei der Teilnahme an Sängerfesten in der näheren und weiteren Umgebung. Die erste Vereinsfahne im Werte von 380 Mark wurde in der Hauptsache durch Spenden finanziert. An weiteren Einnahmen werden erwähnt: Beträge für das Singen bei Hochzeiten und Beerdigungen, Eintrittsgelder von Veranstaltungen, Reinerlöse vom „Glückshafen", von der Christbaumversteigerung, Mehrerlöse beim Verkauf von Fastnachtskappen und Vereinsabzeichen, Bußgelder für unentschuldigtes Fehlen und Zugspätkommen bei den Proben.
Im Jahre 1919 wurde der Monatsbeitrag auf 30 Pfennig festgesetzt. Außerdem verpflichteten sich die Mitglieder, zur Stärkung der Vereinskasse je 2 Mark beizusteuern. Die Eintrittsgebühr betrug ebenfalls 2 Mark. Aber bereits im Jahre 1921 wurde der Monatsbeitrag auf 1 Mark festgesetzt, der Dirigent bekam pro Singstunde 20 Mark (ab 1922 40 Mark), der Vereinsdiener 100 Mark im Jahr.
Das Protokoll der Generalversammlung vom 11. 1. 1923 zeigt deutlich den Geldwertverfall, unter dem die Menschen in Deutschland zu leiden hatten: Der Monatsbeitrag wurde auf 70 M. erhöht, die Eintrittsgebühr auf 100 Mark. Im Protokoll vom 19. Mai 1923 heißt es: „Die Bezahlung des Dirigenten erfolgt durch Natura, je Singstunde 6 Pfund Korn, 6 Pfund Weizen und 15 Pfund Kartoffeln. Die Eintrittsgebühr ist 100.000 Mark." Und bei der Generalversammlung am 30. 12. 1923 heißt es: „Durch die Innation konnte kein genauer Abschluß gemacht werden, da das Geld, bestehend aus einigen Millionen, keinen Wert mehr besitzt." Einige Wochen später beschloss man zur Stärkung der Vereinskasse das Theaterstück „Kerker und Freiheit" zu spielen. Von nun an ging es finanziell wieder bergauf.
Die erfolgreichen 20er Jahre
Aber auch von der Leistungsfähigkeit des Chors her gesehen waren die zwanziger Jahre eine Zeit des Aufbaus und der Blüte des Vereins. Unter der Vorstandschaft von Jakob Heim (1922—1933) und unter der Stabführung von Hauptlehrer Fischer erlebte die Fidelia einen ungeahnten Aufschwung. Überall, wo die 80 aktiven Fidelianer auftraten, ernteten sie Beifall, wohlverdienten Applaus und erste Preise.
Man kann sich heute kaum noch eine Vorstellung machen von dieser Woge der Begeisterung für den Gesang. Um den Auswüchsen zu steuern, wurde in einer Verwaltungssitzung vom 14. Mai 1923 folgender Beschluss gefasst:
„Das Singen von Vereinsliedern auf der Straße und im Wirtshaus wird verboten."
Aus Liebe zum Chorgesang wurde schließlich im Jahre 1925 der „Sängerbund Oberhausen" gegründet, zu dem man - wie aus den Akten hervorgeht - bis zu seinem zehnjährigen Stiftungsfest kaum freundschaftliche Beziehungen unterhielt. Aber vielleicht war gerade das Vorhandensein eines zweiten Männergesangvereins in Oberhausen für die Fidelianer ein Ansporn zu folgenden einmaligen Leistungen:
- 1927 - 1a-Preis beim Preissingen in Reilingen
- 1928 - 1a-Preis beim Preissingen in Eggenstein, Tagesbestleistung mit dem Festchor „Der Nöck"
- 1929 - Tageszweite beim Wertungssingen des MGV Wiesental mit den Chören „Abendläuten" und „Moorgrab"
- 1930 - 1a-Preis beim Gesangswettstreit des MGV „Nähmaschinenbauer Durlach (Tagesbestleistung mit Dirigentenpreis! Mit 80 Sängern). Außer den üblichen Pokalen und Medaillen kamen die Fidelianer mit einer Nähmaschine als Preis nach Hause. Die Begeisterung „über den großen Sieg" war so überwältigend, dass man am nächsten Tag im Vereinslokal „Zum Schiff" eine Nachfeier veranstaltete, an der sich halb Oberhausen beteiligte.
- 1931 - 1a-Preis beim Wettsingen des MGV „Deutsche Einheit" Rheinhausen. Der Chor trat in der Kunstklasse gegen schwerste Konkurrenz an.
- 1932 - Tageszweite beim Sängerwettstreit des MGV „Cäcilia" Sandhausen mit dem „Wiegenlied" von Brahms bei Beteiligung hervorragender Vereine wie z. B. „Eintracht Walldorf" und MGV Kirchheim/Heidelberg.
Die Fidelia-Familie
Bei all den großartigen Erfolgen vergaß die Verwaltung der Fidelia nie, auch etwas für die Geselligkeit und den persönlichen Kontakt unter den Mitgliedern zu tun. Außer den alljährlichen Familienabenden, den Vereinsbällen, den Kappenabenden und den Weihnachtsfeiern sind den Mitgliedern noch in bester Erinnerung die Gartenfeste, die Strandfeste am Neurhein (bei der Waldfähre) und schließlich das Preiskegeln und das Preisschießen.
Theater- und Singspiele
Großen Beifall ernteten auch die Theaterspieler für ihre Leistungen. Von der Aufführung des Stückes „Preziosa" im Jahre 1929, einer Oper in 3 Aufzügen mit Orchesterbegleitung, wird heute noch gesprochen. Im Jahre 1933 trat die Fidelia an die Öffentlichkeit mit dem Singspiel „Glockentürmers Töchterlein" im Jahre 1934 mit dem Schauspiel „Anita, das Findelkind" und im Jahre 1935 mit dem Stück „S' Heimatbrünnle", einem Singspiel in 5 Aufzügen mit Orchesterbegleitung. Die Theatertradition der Fidelia erlebte nach dem zweiten Weltkrieg eine neue Zeit der Blüte und wurde noch bis in die sechziger Jahre hinein gepflegt.
Notzeiten und politische Zeitenwende um 1930
Im Januar 1927 wurde der MGV Fidelia Mitglied im Badischen Sängerbund, und im Herbst desselben Jahres begannen die Vorbereitungen für das 50jährige Stiftungsfest, das vom 31. Juni bis 2. Juli 1928 in feierlicher Weise begangen wurde. Aber bald darauf kam die Zeit der Arbeitslosigkeit und damit die Zeit der persönlichen Sorge jedes Sängers um den Lebensunterhalt seiner Familie. Und trotzdem hielten die Fidelianer zusammen, sie fanden Trost bei den Sängerkameraden und im Chorlied.
Doch es sollte bald anders werden: Das Jahr 1933 kam, und am 20. Mai war eine außerordentliche Generalversammlung anberaumt, weil der langjährige 1. Vorstand Jakob Heim aus Gesundheitsgründen sein Amt zur Verfügung stellte. Die Neuwahlen brachten folgendes Ergebnis:
1. Vorstand: | Gustav Machauer |
2. Vorstand: | Oskar Blattner |
Schriftführer: | Wilhelm Maier |
Die übrigen Mitglieder der Verwaltung verblieben in ihren Ämtern. Der scheidende 1. Vorstand, Herr Heim, der 11 Jahre lang an der Spitze der Fidelia gestanden hatte, wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Laut Protokolleintrag wurde den Sängern in dieser Generalversammlung erstmalig ein Vortrag gehalten über „Gleichschaltung aller Vereine im Deutschen Reich". Die Sänger meinten, durch die Pflege des deutschen Liedgutes würden sie ihre nationale Gesinnung zu Genüge dokumentieren, und als äußeres Zeichen dafür wurde der Vereinsfahne eine schwarz-weiß-rote Schärpe gestiftet. Ansonsten blieb zunächst alles beim alten, und man hatte vorerst seine Ruhe. Lediglich einige Aufzeichnungen lassen vermuten, dass durch die Politik eine gewisse Unruhe in die Reihen der Sänger getragen wurde.
In diese Zeit fällt auch die Versetzung des erfolgreichen Dirigenten Fischer an die Schule nach Bad Peterstal. Die für den Verein so überaus fruchtbare Ära Heim/Fischer war zu Ende.
„Gleichschaltung"
Der Januar 1934 brachte „Neuwahlen mit Gleichschaltung": Der wiedergewählte 1. Vorstand hieß ab jetzt „Vereinsführer", und im Protokoll vom 13. Januar steht: „Nach Anerkennung durch den anwesenden Ortsgruppenleiter der NSDAP ernannte er sich seine Mitarbeiter".
Rein äußerlich wurde zwar das demokratische Prinzip in der Vereinsführung durch die Gleichschaltung beseitigt, aber die Sängerkameraden unter sich sorgten dafür, dass der alte Sängergeist der Fidelia am Leben blieb. Denn im Protokoll vom 4. Dezember 1934 wird „von tiefliegenden Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Vereinsführer und der politischen Führung in unserer Gemeinde" berichtet, aber ohne Nennung von Einzelheiten und ohne Nennung von Namen.
Der Bezirksführer von Bruchsal kam zu „einer dreieinhalbstündigen hitzigen Sitzung" nach Oberhausen, die schließlich zu einer Verständigung aller Beteiligten führte, „um den Bestand der Fidelia nicht aufs Spiel zu setzen", wie es im Protokollbuch heißt. Die große Politik warf ihre Schatten bis hinein ins Leben der Vereine, denn die Gesangvereine galten „als erste Kulturträger im neuen Staat".
Aber nach wie vor veranstalteten die Fidelianer ihre Weihnachtsfeiern, sangen bei den Primizen der Neupriester Baumann und Zieger, verschönten mit ihrem Gesang die kirchlichen Feiern und ließen Messen für ihre verstorbenen Sängerkameraden lesen. Trotz der schweren Zeit ging das familiäre Leben des Vereins mit den gewohnten Veranstaltungen weiter. Im Februar 1935 musste der damalige Dirigent, Gewerbefortbildungslehrer Gilliar, seine Tätigkeit bei der Fidelia aufgeben „durch die starke Inanspruchnahme seiner Person von Seiten seines Berufes und dem heutigen politischen Staatsregime", so berichtet der Chronist. Nachfolger wurde der spätere Rektor Dieringer, „der ja schon öfters aushilfsweise bei der Fidelia wirkte". Herr Dieringer erklärte sich bereit, die Chorleitung ehrenamtlich zu übernehmen.
Beim zehnjährigen Stiftungsfest des „MGV Sängerbund Oberhausen" trat die Fidelia mit 78 Sängern auf und stiftete dem Bruderverein eine Fahnenschleife. Die alten Gegensätze begannen sich zu verwischen.
Verstärkter politischer Druck
Das Jahr 1936 brachte verstärkten politischen Druck von oben: Der Verein wird verpflichtet, an dem Gauwertungssingen in Bruchsal teilzunehmen, ihm wird befohlen, bei politischen Kundgebungen aufzutreten und am Maisingen teilzunehmen. Von nun an blieb ein Teil der aktiven Sänger den Veranstaltungen des Vereins fern.
Die Teilnahme am Maisingen und am Maiumzug sah dann folgendermaßen aus: Am Morgen um 6 Uhr war Volksliedersingen in den Straßen, um die Einwohnerschaft zu wecken. Für den Festzug hatte jeder Verein einen Festwagen zu stellen. Als Sänger wählten die Fidelianer die Darstellung der „Loreley", des bekannten Volksliedes von Heinrich Heine, dessen Schriften von den damaligen Machthabern verboten waren. Aber auf dem geschmückten Festwagen war das Motto zu lesen: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten". — Der Chronist weiß zu berichten, dass die Fidelia für ihre gelungene Darstellung eine Plakette überreicht bekam. Der Schlußsatz des Protokolls lautet: „Und so verlief der Tag auch in unserer Gemeinde im Geiste wirklicher Volksgemeinschaft".
Krisenzeit im Verein und ihre Überwindung
Einige Monate später stellt Vereinsführer Gustav Machauer sein Amt zur Verfügung, ebenso Dirigent Dieringer. Der Gaupräsident vom Sängergau Bruchsal tritt auf den Plan und setzt den Ehrenvorsitzenden Jakob Heim als kommissarischen Vereinsführer ein. Zum Chorleiter wird ein Dirigent aus Karlsruhe bestimmt. In den kommenden Monaten macht die Fidelia eine schwere Krise durch, an ein geregeltes Vereinsleben war kaum noch zu denken.
Nach langem Hin und Her konnte Johann Rothardt die Führung der Fidelia übernehmen; ihm fiel die Aufgabe zu, das 40jährige Stiftungsfest des Vereins mit Fahnenweihe vorzubereiten. Es gelingt ihm, den alten Sängergeist zu aktivieren. Und die Fidelianer feiern im Juli '38 ihr letztes großes Fest vor dem unseligen Zweiten Weltkrieg: mit Festbankett, mit Gedenkgottesdienst und Fahnenweihe, mit Festzug und Konzert. Schriftführer Karl Alt konnte berichten: „Der Verlauf des Festes war friedlich, ohne jeden Zwischenfall."
Im Schatten des 2. Weltkrieges
Die Generalversammlung im Januar 1939 brachte eine Veränderung in der Vereinsspitze. Josef Baldauf wurde Vereinsführer und Walter Rolli sein Stellvertreter. Die neue Verwaltung bemühte sich, das Vereinsleben wieder in Gang zu bringen: mit einem Familienabend im Februar, mit einem Frühjahrskonzert an Ostern und mit der Teilnahme am Freundschaftssingen des MGV „Liederkranz Kirrlach" im Mai.
Aber alle Veranstaltungen waren schon überschattet von den weltpolitischen Ereignissen, die unweigerlich zum Krieg führen mussten. Die letzte Eintragung für viele Jahre schildert den Familienausflug vom 12. August 1939 in die Pfalz, der für viele Sänger das letzte frohe Beisammensein im Kreise der Kameraden sein sollte.
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Vereins Chronik
Chronik des
MGV "Fidelia" Oberhausen
Von den Anfängen bis zur Gegenwart
Zusammengestellt von Rektor a.D. Josef Rothmaier †
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Von der Vereinsgründung bis 1914
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Zwischen den beiden Weltkriegen
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Ein neuer Anfang
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Auf dem Weg zum hundertjährigen Jubiläum
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