Über das 90jährige Jubiläum findet sich im Protokollbuch folgender Eintrag:

"Vom 17. bis 20. Juni 1988 war dann für alle Mitglieder des Vereins die Stunde der Bewährung. Während des Festverlaufs wurde dem MGV Fidelia von allen anwesenden Persönlichkeiten öffentlich ein hohes Lob für ihre Liedvorträge ausgesprochen. Festpräsident Bürgermeister Klaus-Dieter Heller, Schirmherr Staatssekretär MdL Heinz Heckmann, viele auswärtige Vereinsvertreter und die Festbesucher bestätigten dem Chor ein hohes musikalisches Niveau und bedankten sich beim Festchorleiter Musikdirektor FDB Wolfgang Tropf und der Vereinsleitung für den guten organisatorischen Ablauf. Dies wurde auch in verschiedenen Presseberichten lobend erwähnt".

 

Der Chor im Jahr 1988

Ein solches Jubiläum gibt auch die Möglichkeit, verdiente Mitglieder zu ehren: Rudolf Groß, Alfred Kullmann und Josef Baldauf erhielten aus der Hand von Staatssekretär Heinz Heckmann die ihnen von Ministerpräsident Lothar Späth verliehene Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg. Weitere 21 Ehrungen für 25 bis 60 Jahre Treue zur Fidelia nahm der Vertreter des Sängerkreises vor. Besonders verdiente aktive Sänger wurden dabei von der Fidelia zu Ehrenmitgliedern ernannt. Eine Ehrung erhielten auch 29 passive Mitglieder des MGV für langjährige Mitgliedschaft.

Kaum war das 90jährige Stiftungsfest mit Bravour und zahlreichen Aktivitäten vorbei, dachten der Dirigent und die Vereinsleitung bereits darüber nach, welche Ziele man für das ganz große Fest im Jahre 1998 anvisieren sollte. Die vielen Anerkennungen aus den Sängerkreisen der Region, vor allem aber das Lob durch eine breite Öffentlichkeit für die gezeigten guten Leistungen, gaben allen Fidelianer den Schwung, sich in Zukunft mit noch mehr Elan der Vereinsarbeit zu widmen. Das 90jährige Jubiläum hatte auch einen weiteren positiven Nebeneffekt zu verzeichnen: Es konnten mehrere neue Sänger aufgenommen werden, die durch die Auftritte der Fidelia Gefallen am Chorgesang fanden.

Jeder Sänger der Fidelia hatte persönlich erfahren, dass diszipliniertes Üben und regelmäßiger Besuch der Proben die Grundlage aller bisherigen Erfolge waren. Um die Leistungsfähigkeit der Fidelia zu erhalten und nach Möglichkeit noch zu steigern, sollte dieses Konzept - ganz im Sinne von Dirigent und Vorstandschaft - in den kommenden Jahren bis 1998 zum Tragen kommen.

Für die aktiven Sänger gibt es das ganze Jahr über Gelegenheiten, sich gesanglich zu betätigen, wie ein „normaler jährlicher Terminplan" mit den verschiedenen Verpflichtungen der Fidelia zeigt. Als Beispiel dafür soll der im Protokollbuch festgehaltene Jahresplan für 1989 gelten:

03. März: Generalversammlung
11. März: (16 Uhr) Rentnertreff auf Peter Brands Weide, am Abend gemeinsamer Auftritt / Gwent Partner
16. April: Altennachmittag der Gemeinde
21. Mai: 125 jähriges Jubiläum Sängereinheit Leutershausen Volkslieder-Punktwertungssingen
27. Mai: 125jähriges Jubiläum MGV Untergrombach Prädikatsingen
04. Juni: Spargelfest MGV Frohsinn Neudorf - Frühschoppen
11. Juni: 100jähriges Jubiläum MGV Fidelia Leopoldshafen Punktwertungssingen
18. Juni: 125jähriges Jubiläum MGV Liederkranz Kirrlach Punktwertungssingen
23. Juni: 100jähriges Jubiläum Musikverein Oberhausen Festbankett
24. Juni: 100jähriges Jubiläum GV Liederkranz Rauenberg Prädikatsingen
30. Juni: 75jähriges Jubiläum MGV Harmonie St. Leon Prädikatsingen
05. Juli: 100jähriges Jubiläum Musikverein Oberhausen, Mitwirkung am "Großen Zapfenstreich"
08. / 09. Juli: Liedernachmittag MGV Fidelia (Sommerfesthalle)
19. / 20. August: Straßenfest Oberhausen
28. Oktober: Weinfest MGV Eintracht Bad Langenbrücken

Zu diesen offiziellen Verpflichtungen des Chors kommen aber noch viele vereinsinterne Termine, sodass ein Sängerjahr keineswegs bereits im Oktober endet!

Aktiv tritt der Chor das ganze Jahr über auch an den Festen der Ortsvereine sowie bei offiziellen Veranstaltungen der politischen Gemeinde auf. Dazu kommen gesellige Zusammenkünfte und Feste für alle Mitglieder der Fidelia-Familie im Frühling, im Sommer oder im Herbst, wozu in der Regel alle Bewohner von Oberhausen-Rheinhausen als Gäste herzlich willkommen sind.

Die Weihnachtsfeier der Fidelia für Jung und Alt haben eine lange Tradition. An Fastnacht nimmt der Verein an den Umzügen in der Region teil, ebenso am Sommertagszug in Oberhausen. Es folgen noch weitere Veranstaltungen z. B. für Behinderte und für Kinder. Die Kindernachmittage der Fidelia und die jährliche Beteiligung am „Sommer-Ferienprogramm der Gemeinde" erfreuen sich großer Beliebtheit.

So ein Sängerjahr bringt neben den regelmäßigen "Geburtstags-Ständchen" und den Auftritten bei Hochzeiten auch die Teilnahme am Volkstrauertag und an Trauerfeiern für verstorbene Mitglieder.

 

Weitere gesangliche Höhepunkte der folgenden Jahren

Bekanntlich steht in Rheinhausen das älteste Postamt von Baden, das bei den bundesweiten „500-Jahr-Feiem der Post" eine besondere Rolle spielte: Abgeordnete, Bundesminister und selbst Fürstin Gloria von Thurn und Taxis kamen am 14. Juli 1990 nach Rheinhausen, einem der wichtigsten Postorte an der ersten kaiserlichen Poststrecke Innsbruck - Brüssel. An den zahlreichen öffentlichen Feiern beteiligte sich auch die Fidelia mit mehreren Liedvorträgen.

Einen besonders großen Erfolg für die Fidelia brachte das Jahr 1990 durch die Teilnahme am Volkslieder-Punktwertungssingen des Arbeitergesangvereins Philippsburg:

Der MGV Fidelia errang als Gruppensieger den Goldpokal. Dazu kam von der Stadt Philippsburg ein weiterer großer Goldpokal für die kleine Tagesbestleistung und schließlich auch noch der Dirigentenpreis für unserem Chorleiter Herrn Musikdirektor Wolfgang Tropf.

Das Sängerjahr 1990 stand mit Vorrang im Zeichen der Vorbereitung auf das 10jährige Bestehen der „Chorgemeinschaft Wolfgang Tropf, zu der nicht nur der MGV Fidelia 1898 Oberhausen gehört, sondern auch der GV Liederhalle 1873 Karlsdorf, der GV Sängerbund 1862 Wiesental, der MGV Eintracht 1867 Bad Langenbrücken und der MGV Frohsinn 1908 Neudorf. Diese Chorgemeinschaft mit etwa 500 aktiven Sängern ist die größte Gemeinschaft von aktiven Sängern im Sängerkreis Bruchsal.

Am 2. März 1991 fand dann in der Schulsporthalle Oberhausen die Eröffnung einer ganzen Reihe von Galakonzerten in der Region statt, getragen von den Vereinen der Chorgemeinschaft mit Unterstützung des Gitarren- und Mandolinen-Orchesters Ötigheim.

Der 1. Vorstand hielt an diesem Abend zu Ehren des Chorleiters Musikdirektor Wolfgang Tropf eine Laudatio für seine 10-jährige Dirigententätigkeit. "Dem beliebten Chorleiter geht es nicht um kurzfristige Erfolge, sondern um eine solide Chorarbeit, wie sie das hohe musikalische Niveau des MGV Fidelia und der anderen zur Chorgemeinschaft gehörenden Vereine zeigt," so steht es im Protokollbuch der Fidelia.

 

Gala-Konzert 1991

Beim Ehrenabend am 11. Mai 1991 wurde Ehrenmitglied Julius Leibig für 60 Jahre aktive Sängertätigkeit besonders geehrt. Der Vorsitzende der Gruppe West im Sängerkreis Bruchsal überreichte dem Jubilar die goldene Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes mit Schleife und Besitzurkunde. Am gleichen Abend wurde Alfred Kulimann für seine Verdienste um den Verein (d. h. 39 Jahre Verwaltungstätigkeit) zum Sänger-Ehrenvorstand ernannt. Außerdem wurden verdiente Sänger zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Für eine "Sternstunde des Chorgesangs", - so schrieb die "Pfälzer Rundschau" - sorgte der MGV Fidelia im ausverkauften Bürgerzentrum in Böbingen in der Pfalz. Am 21. März 1992 mit zwei Bussen angereist, galt es, Lieder aus deutscher und jugoslawischer Literatur so zu präsentieren, dass es keinem Zuhörer langweilig wurde. Einen besonderen Glanzpunkt zum Schluss setzte der Chor mit dem von Chorleiter Tropf verfassten Satz von "Glory Hallelujah", den die Konzertbesucher mit einem minutenlangen Applaus bedachten.

In einem persönlichen Brief von Chorleiter Hermann Josef Settelmeyer (Böbingen) an unseren Dirigenten heißt es wörtlich: "Im übrigen war es vom Dargebotenen und von der aufgelockerten Stimmung her das beste Konzert seit Jahren. Ohne zu übertreiben kann man sagen, dass der MGV Fidelia hier einen seiner besten Auftritte hatte."

Einen weiteren großen Erfolg hatte unsere Fidelia im Jahre 1992 durch die Teilnahme am Wertungssingen in der Sängerhochburg Bürstadt in Hessen. Das Protokollbuch vermerkt: "Mit nur 43 Sängern konnten wir gewinnen, was zu gewinnen war". Auch bei weiteren Wertungssingen in diesem und den folgenden Jahren war die Fidelia erfolgreich.

 

Höhepunkte im Sängerjahr 1993

Am 2. Juli 1993 fand ein weiterer Ehrenabend für verdiente Sänger und Mitglieder statt. Im Mittelpunkt stand die Ehrung unseres Ehrenmitglieds Josef Baumann für 60 Jahre Sängertätigkeit, außerdem wurden W. Sorg und P. Scheurer für 40 Jahre und H. Futterer für 25 Jahre aktiven Gesang geehrt. Die beiden darauf folgenden Tage standen im Zeichen des traditionellen Sommerfestes in der Halle am Erlichsee, wo neben den Ortsvereinen erstmals sämtliche Chöre der Chorgemeinschaft Tropf zu Gast waren.

Doch neben den alljährlichen Verpflichtungen standen im Mittelpunkt der Chorarbeit die Proben für ein großes Kirchen-Konzert am 21.11.1993. Dieses Konzert sollte in der katholischen Pfarrkirche „St. Philippus und Jakobus" von Oberhausen stattfinden. Der Tag kam und der Kirchenraum war bis auf den letzten Platz von einem erwartungsvollen Publikum besetzt.

Der Chronist des MGV vermerkte darüber im Protokollbuch:

"Der Männerchor, von seinem Dirigenten Musikdirektor FDB Wolfgang Tropf bestens vorbereitet, zeigte sich in ausgezeichneter Sangesfreude und in beachtlich hoher Sangeskultur, sodass diesem harmonischen Klangkörper auch schwierige Passagen der aufgeführten Vokalliteratur kaum Probleme bereiteten. ..... Das Publikum bedachte diese vorzügliche Leistung mit starkem Beifall, der sich am Ende des Konzerts zu stehenden Ovationen steigerte. Der kaum endenwollende Applaus veranlasste Sänger und Instrumentalisten zu mehreren Zugaben."

Kaum hatten die Sänger diese große Leistung vollbracht, war der MGV Fidelia am 2. Dezember 1993 in einem großen Reisebus unterwegs nach Wien, um beim "Internationalen Wiener Adventskonzert" im großen Festsaal des Wiener Rathauses die Bundesrepublik zu vertreten. Das Domizil der Fidelia für die nächsten fünf Tage war ein Hotel in der Innenstadt. Da der offizielle Auftritt erst am 5. Dezember stattfinden sollte, nutzten alle die Zeit, um am Morgen nach der Ankunft bei einer Busrundfahrt und später, am freien Nachmittag, zu Fuß in Gruppen die Innenstadt zu erkunden. Der Abend vereinigte alle Fidelianer mit anderen Chören des Adventskonzertes beim Heurigen in Gumpoldskirchen.

Am Sonntagmorgen hat die Fidelia in der Trinitarierkirche zum hl. Franz von Assisi eine Messe gestaltet. Aus den ursprünglich geplanten vier Liedvorträgen wurden durch den lebhaften Beifall der Kirchenbesucher acht Gesangsdarbietungen aus der geistlichen Choralmusik.

Gleich im Anschluss an die Messe wurden die Sänger von den Trinitarierpatres spontan zu Glühwein und Kuchen eingeladen, und der für die Pfarrei verantwortliche Pater betonte in seiner Dankesansprache, "dass ihm schon lange nicht mehr so viel Freude widerfahren sei, und es ihm nicht gedenke, dass seine Kirchenbesucher nach Beendigung der hl. Messe die Kirche nicht verlassen wollten, was ausschließlich dem Gesang der Fidelia aus Oberhausen zuzuschreiben sei," so heißt es im Bericht des Schriftführers in unserem örtlichen Mitteilungsblatt.

Zum Mittagessen hatte die Stadt Wien alle mitwirkenden Chöre zu einem festlichen Mahl in den Rittersaal des Rathauskellers eingeladen. Voller Freude nahm Musikdirektor Tropf den Taktstock zur Hand und der Chor sang einige schwungvolle Lieder, um die Akustik dieses herrlichen Saales mit seinem Rundgewölbe zu erproben. Die Zeit bis zum Auftritt um 18 Uhr nutzten alle zu einem kurzen Besuch des traditionellen Christkindlmarktes der Stadt Wien, der direkt vor dem Rathaus im Stadtpark aufgebaut war.

Im großen Festsaal des Wiener Rathauses war die Decke mit mehr als hundert Nationalflaggen geziert. "Vor uns traten Chöre aus aller Welt auf: so aus den USA, Schweden, Belgien, Spanien, Estland und Frankreich", berichtet der Chronist. "Der Rahmen, - es waren etwa 2000 Zuhörer anwesend - war sehr beeindruckend. Mit großer Ehrfurcht nahmen wir auf der Bühne Aufstellung, die nun für die nächste halbe Stunde unserer Fidelia aus Oberhausen gehörte. Zum Auftakt sangen wir Lieder aus unserer Heimat, - z.B. "Mein Badner-Land", "Ein Jäger aus Kurpfalz" und "Lasst doch der Jugend ihren Lauf". Mit den Liedvorträgen "Lobt den Herren" und "Glory Hallelujah", die wir schon am Morgen in der Kirche gesungen hatten, setzten wir hier unsern Höhepunkt." Für die Liedvorträge erntete der MGV Fidelia lang anhaltenden Applaus.

Nach Beendigung des Konzerts gab es im Festsaal für alle teilnehmenden Chöre einen Steh-Empfang durch die Stadt Wien. Dabei erfolgte die feierliche Übergabe der Teilnahme-Urkunden durch den Kulturbürgermeister der Stadt Wien. Einen fulminanten Abschluß stellte die von allen Chören spontan angestimmte "Europa-Hymne" dar. Jeder Sänger sang das "Freude, schöner Götterfunke" in seiner Muttersprache, was mit sehr viel Ergriffenheit geschah. Weitere weltbekannte Melodien schlossen sich an, wobei jede Nation den Kehrreim in ihrer eigenen Muttersprache sang. Nicht wenige Sänger waren von der völkerverbindenden Macht des Gesangs so gerührt, dass sie Tränen in den Augen hatten.

Auf dem Heimweg besuchte die Fidelia noch das Kloster Stift Melk an der Donau mit seiner weltbekannten Bibliothek und der Klosterkirche. Voller Dankbarkeit für die unvergesslichen Reise-Erlebnisse, wurden zum Abschied voller Inbrunst mehrere geistliche Lieder gesungen.

 

Der MGV Fidelia sucht ein neues Probenlokal

Die Gründung der Fidelia fand am 6. März 1898 im Gasthaus "Zur Krone" statt. Dieses renommierte Gasthaus im Ortszentrum, wo heute die Volksbank steht, war auch jahrelang das Probenlokal des Vereins. Später trafen sich die Fidelianer im Gasthaus "Zum Schiff", bis der MGV Fidelia 1958 im Gasthaus "Zur Sonne" eine ständige Bleibe zu finden hoffte. Das war die allgemeine Meinung. Für die Bevölkerung nach dem Krieg gehörten „Sonne" und „Fidelia" zusammen, und niemand dachte daran, dass irgendwann, am wenigsten durch Schließung der Gaststätte, diese ideale Heimstätte für die Sänger nicht mehr zur Verfügung stehen sollte. 1994 stand die Vorstandschaft des Vereins vor dem großen Problem, ein neues Probenlokal für den ständig wachsenden Chor suchen zu müssen.

Im "Örtlichen Mitteilungsblatt" wird dazu vermerkt: "Es war nicht nur die Atmosphäre der Gaststätte, sondern es lag auch an dem besonderen Engagement des Wirts-Ehepaares Burkhard Dutzi und seiner Familie, die sich mit dem Vereinsgeschehen identifizierte, und dem Verein so manche Spende, in welcher Form auch immer, zukommen ließ... In der Sonne waren wir gerne daheim, und ein Stück Fidelia wird immer dort bleiben... Dank sagen wollen wir aber auch allen Anwohnern der Sonne, die unser Vereinsleben toleriert haben. Dies war uns stets bewusst und wir werden es auch nicht vergessen!"

Es war nicht so einfach, für einen ständig wachsenden Verein ein Probenlokal zu finden. Es schalteten sich Bürgermeister Heller und der Gemeinderat ein. Aus den sieben Möglichkeiten, die diskutiert wurden, einigte man sich darauf, dass im Musiksaal der Schule "Am Schwarzen Weg" in Zukunft geprobt werden kann. Durch Eigenleistung der Fidelia und mit finanzieller Unterstützung durch die Gemeinde sollte ein Aufenthaltsraum für die Sänger angebaut werden. Schließlich brauchte man auch Platz für das Inventar und die Noten des Chores.

Am 16. April 1994 erfolgte der Umzug. Am Ende des Sängerjahres 1994 hatte der Verein insgesamt 72 aktive Sänger, der durchschnittliche Probenbesuch stieg auf 50 Sänger an.

 

1995:

Für dieses Jahr hatte sich die Fidelia neben den normalen Verpflichtungen etwas Besonderes ausgedacht. Am Sonntag, den 26. März fand im Bürgerhaus W&S ein bunter Liedernachmittag statt. Aus dem reichhaltigen Repertoire wurden den erwartungsvollen Besuchern „Geistliches Liedgut", „Besinnliche Lieder" und „Deutsche Volkslieder" dargeboten. Dieser Liedernachmittag stand unter dem Motto: "Ein Gesangverein stellt sich vor". Ein begeistertes und sachkundiges Publikum sparte nicht mit dem wohlverdienten Applaus.

Am 30. April 1995, einem Sonntag, lud der Verein alle seine Mitglieder mit ihren Familien zu einem Wandertag ein. Dazu waren auch alle Freunde und Gönner der Fidelia herzlich eingeladen. Nach "Bewältigung der Wander-Strecke von 4 Kilometern" wurden die freundschaftlichen Gespräche im Saal des Bürgerhauses W&S fortgesetzt. Am nächsten Tag, dem 1. Mai 1995, hatte die Fidelia für Radwanderer aus nah und fern einen gut besuchten "Großen Radlertreff" vorbereitet. Treffpunkt war ebenfalls im Bürgerhaus W&S.

Mit diesen beiden Veranstaltungen beschritt der MGV einen neuen Weg: Die Sänger wollten Freunde des Chorgesangs treffen, um sich mit ihnen - frei von offiziellen Gesangsauftritten - unterhalten zu können.

Neben diesen beiden örtlichen Veranstaltungen hatte die Fidelia auch auswärts große Gesangserfolge zu verzeichnen. Beim Punktwertungssingen in Neudorf (24. Juni) holte sich die Fidelia in der Klasse M 3 B mit dem Schwierigkeitsgrad 11 bei großer Konkurrenz den Dirigentenpreis und die „Klassenbestleistung". Am Wochenende 1./2. Juli 1995 gab es für den Chor gleich 3 Verpflichtungen: Teilnahme an Wertungssingen in Jockgrim und Rot und Auftritt in der Sommerfesthalle am Erlichsee beim Frühschoppen des Musikvereins Oberhausen. Weitere erfolgreiche Auftritte gab es beim Prädikatsingen in Sandhausen, beim 75jährigen Jubiläum des RSV Edelweiß und in Philippsburg beim Volksliederwertungssingen des Arbeitergesangvereins.

Am 16. September 1995 war die offizielle Einweihung unserer "Neuen Heimat" in der „Schule Am Schwarzen Weg" mit der Festansprache von Bürgermeister Klaus-Dieter Heller. Unter den 160 geladenen Gästen waren neben vielen Ehrengästen auch die Gemeinderäte aller Fraktionen. Stellvertretend für alle begrüßte Heller seinen Amtsvorgänger Altbürgermeister und Ehrenmitglied Josef Leier, der zu seiner Amtszeit, zusammen mit dem damaligen Gemeinderat und dem Lehrerkollegium, dieses Schulzentrum gebaut hat. Heller hob in seiner Ansprache die Wichtigkeit von Vereinen für jeden Wohnort hervor. Ihre wichtige soziale Leistung besteht darin, dass sich in den Vereinen verschiedene Generationen unterschiedlicher sozialer Herkunft finden und durch ihre Vereinsarbeit miteinander gut auskommen lernen. Dann erfolgte die feierliche Schlüsselübergabe an den 1. Vorsitzenden Manfred Schwabenland. In seiner Ansprache bedankte sich der Vorsitzende bei allen, die in irgendeiner Form dazu beigetragen haben, dass die Fidelia ein eigenes Sängerheim hat.

Als letzte Notiz für 1995 erscheint im Protokollbuch als "Nachtrag" folgende Bemerkung: "Beim MGV Fidelia hat auch die neue Technik Einzug gehalten. Erstmals sind alle schriftlichen Tätigkeiten auf einer Computer-Diskette gespeichert. Protokolle sind somit jederzeit einsehbar und können abgerufen werden. Alle Mitglieder wurden in einem Computer-Programm erfasst. Dies war zwar eine mühevolle Arbeit, wird aber in Zukunft eine wesentliche Erleichterung für die Vereinsführung darstellen".

Dieses "Computer-Zeitalter" für die Verwaltung der Fidelia wurde mit viel Sachverstand und Engagement vom Schriftführer Walter Baumann eingeführt. Leider verstarb er am 06.09.1997 für alle viel zu früh im Alter von 47 Jahren.

 

1996:

Am 10. März 1996 bekam Norbert Kupczyk nach Teilnahme an einem Dirigentenkurs mit erfolgreicher Abschlußprüfung das Dirigenten-Diplom ausgehändigt. Der Kurs war gemeinsam vom Kultusministerium und dem Badischen Sängerbund ausgeschrieben worden. Von den 22 Kursteilnehmern war er der einzige aus dem Sängerkreis Bruchsal. Vom Oktober 1995 an hatten folgende Dozenten den Kurs geleitet: Monika Baumann, (Mitglied des Musikausschusses), Claudia Schwab (Musiklehrerin) und Gerhard Wind (Bundeschorleiter). Der Chorleiter der Fidelia, die Verwaltung und alle Sänger gratulierten herzlich.

Besondere Höhepunkte des "MGV Fidelia" im Jahre 1996:

19.05.1996: Freundschaftssingen beim GV Deutsche Einheit Rheinhausen
23.06.1996: Punktwertungssingen beim MGV Viernheim. Die Fidelia errang einen 1. Platz im höchsten Ehrensingen
06.07.1996: Punktwertungssingen beim Frohsinn Baiertal
13.10.1996: Volksliederwertungssingen beim MGV Eintracht Huttenheim
13.10.1996: Freundschaftssingen beim MGV Sängerbund Oberhausen
08.12.1996: Zusammen mit dem MGV Sängerbund Wiesental (Tropf-Chor) veranstalteten wir in der Wallfahrtskirche Waghäusel ein Kirchenkonzert anlässlich des 75jährigen Jubiläums des Sängerkreises Bruchsal. Die Wallfahrtskirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Ein großer Erfolg! Mitwirkung beim „Großen Galakonzert" in der Pestalozzi-Halle in Graben-Neudorf, durchgeführt von der "Chor-Gemeinschaft Wolfgang Tropf anlässlich des 20jährigen Dirigentenjubiläums des Chorleiters.

Viel Lob und Anerkennung erntete die Fidelia für die Mitwirkung an folgenden Jubiläen und Veranstaltungen:

  • 25 Jahre Vogelpark Oberhausen
  • 25 Jahre Motorboot-Club Oberhausen
  • 50 Jahre CDU-Ortsverband Oberhausen-Rheinhausen

Dazu kommt die alljährliche Mitwirkung der Fidelia bei den Fastnachtsumzügen in der Region und beim Sommertagsumzug in Oberhausen.

 

Aktivitäten des MGV Fidelia ein Jahr vor dem großen Jubiläum:

Bis zur Jahresmitte 1997 nahm die Zahl der Sänger des MGV Fidelia ständig zu. Mit 75 aktiven Sängern konnte nun der Chor in der zweithöchsten Sängerklasse >M2< auftreten.

Den größten Erfolg seit 1945 hatte die Fidelia beim Volkslieder-Wertungssingen bei der Konkordia Dielheim am 25. Mai 1997.

Gegen eine zahlenmäßig und leistungsmäßig außergewöhnlich starke Konkurrenz errang die Fidelia den 1. Klassensieg und den Dirigentenpreis.

07.06.1997: Freundschaftssingen beim MGV Sängerbund Wiesental
08.06.1997: Volksliederwertungssingen beim MGV Heddesheim (3. Platz)
22.06.1997: Beim Volksliederwertungssingen in Friedrichstal (4. Platz)
29.06.1997: Volksliederwertungssingen bei Armin Kronau (2. Platz)

 

Die vorgezogene Jubiläumsreise

Anfang September 1997 unternahm die Fidelia mit zwei Omnibussen eine Vereinsreise in die „Goldene Stadt Prag". Die fünf Tage waren ausgefüllt mit Besichtigungen, Rundfahrten in der Stadt, einer Schiff-Fahrt auf der Moldau, einem Kirchenkonzert und der Mitgestaltung einer heiligen Messe. Die ca. 90 Teilnehmer waren von dem Gebotenen derart begeistert, dass sie möglichst bald wieder mit der Fidelia verreisen wollten.

Bereits im Oktober 1997 war es dann wieder so weit: Diesmal ging es nach Oberammergau zu einer zweitägigen Hochgebirgswanderung. In einer dem Alpenverein gehörenden Gebirgshütte übernachteten wir, die einen Abend ganz in badischer Hand war, nämlich in Fidelia-Hand.

Bei herrlichem Wetter nutzten die Sänger jede Gelegenheit für ein Ständchen, sei es in der Gebirgshütte oder auf dem Gipfel, beim Bürgermeister von Unterammergau oder beim Vorsitzenden des dortigen Heimatvereins. Die Fidelianer waren immer guter Laune und gesangsbereit.

 

1998:

Die Anzahl der aktiven Sänger wächst und wächst, verbunden mit einer Verjüngung des Chors. Ende Februar 1998 zählte die Fidelia insgesamt 94 aktive Sänger mit einem Durchschnittsalter von 44,7 Jahren!

Damit läuft die Fidelia dem bundesweiten Trend der Männerchöre entgegen. Die Zunahme an Mitgliedern und das 100jährige Jubiläum bestärkten die Leitung des Vereins in der Anschaffung einer neuen Sängerkleidung. Die bisherigen Auftritte in blauen Hemden gehören nun der Vergangenheit an. In Zukunft tritt der Chor in der Öffentlichkeit mit Maßsakkos, neuen Hemden und neuen Krawatten auf.

Gegründet wurde die Fidelia am 06.03.1898. Grund genug, diesen Tag durch eine Jubiläums-Singstunde zu feiern. Dieser Chorprobe ging ein Autokorso durch Oberhausen mit Hupkonzert voraus. Daran beteiligten sich etwa 25 PKW. Voraus fuhr ein Traktor mit  Anhänger, worauf sich ein 3,5 Meter langer Nachbau des Fidelia-Gründungslokals mit der Aufschrift "Gasthaus zur Krone" befand.

Zu einem Vereinsjubiläum gehört auch ein feierlicher Gedenkgottesdienst für die verstorbenen, gefallenen und vermissten Mitglieder der Fidelia. Das war auch der richtige Rahmen für die Weihe der neuen Vereinsfahne.

Neunzig Sänger hatten sich im Chorraum der Kirche von Oberhausen um den Altar geschart und gestalteten unter Stabführung ihres Dirigenten den Festgottesdienst. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt, und alle Gottesdienstbesucher waren tief beeindruckt vom feierlichen Gesang der Fidelianer. Am Ende des Gottesdienstes kam es zu minutenlangen Ovationen für diese machtvolle Demonstration des geistlichen Chorgesangs.

 

Rückblick und Ausblick

Wenn wir die hundertjährige Geschichte des „MGV Fidelia" von den Anfängen bis in die heutige Zeit betrachtet haben, wird uns bewusst, wie sehr sich unsere Welt und unser Leben in den letzten hundert Jahren verändert haben. Aus der Beschaulichkeit der sogenannten "Guten alten Zeit" führte der Weg durch zwei welterschütternde Kriege, durch menschliche und politische Krisenzeiten bis in unsere Tage.

Heute berichten die modernen Medien weltweit und in kürzester Zeit in Wort und Bild, was selbst im letzten Winkel unserer Erde geschieht. Jedem Menschen fällt es daher schwer, in der weltweiten Flut der gegenwärtigen Ereignisse zur inneren Ruhe und zur Besinnung zu kommen.

Weil nun jeder Verein wie ein lebendiger Organismus reagiert, ist es auch verständlich, dass ein hundertjähriger Gesangverein Perioden der Ermüdung und Erholung, des Leistungsabfalls, aber auch der Erneuerung aller Kräfte durchlebt hat. So gab es in all den Jahren bei der Fidelia immer wieder Sänger, welche das hohe Ideal des Chorgesangs pflegten und an die anderen Generationen weitergaben, wie die Chronik beweist.

Die Gründer des "MGV Fidelia" haben aber auch gespürt, dass zum wahren Menschsein das Ausruhen und Feiernkönnen gehören. Mehr denn je sollten wir danach streben, uns diese Ideale nicht nehmen zu lassen.

Selbst im Zeitalter der Elektronik ist das selbstgesungene Lied noch immer die menschlichste Art von Musik, und der Zusammenklang vieler Stimmen in einem Chor gibt Zeugnis von einem Bedürfnis des Menschen: In einer Gemeinschaft Gleichgesinnter die Harmonie und Schönheit eines Chorliedes zu erleben, um anderen Menschen Freude zu schenken. Möge dies der "Fidelia" noch recht lange vergönnt sein.

 

Oberhausen-Rheinhausen im März 1998 - Josef Rothmaier †

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